Vom Kampf um die Altkleider

Stadt duldet keine gewerblichen Container im öffentlichen Raum.

Neuss. Seit Jahrzehnten sammelt das DRK Altkleider in Neuss. Etliche Stücke wandern in die Kleiderstube an der Tückingstraße. Der überwiegende Anteil aus den Containern wird an einen gewerbliche Vermarkter verkauft und dient der Finanzierung von Aktivitäten des Wohlfahrtsverbands. Doch das Geschäft mit den Altkleidern boomt und wird auch für andere interessant. Zunehmend drängen gewerbliche Händler auf den Markt.

Die Stadt selbst hat keine Sammelcontainer, erteilt aber auch generell keine Genehmigungen für gewerbliche Händler, die ihre Container im öffentlichen Raum aufstellen wollen. Sie tun es trotzdem.

Klaus Grützmacher ist bei der Stadtverwaltung auch für dieses Thema zuständig. Er bestätigt, dass Container immer wieder illegal aufgestellt werden und dass sich die Beschwerden häufen: überquellende Container, Säcke daneben, Behinderungen der AWL-Fahrer, die nicht an ihre Altpapier- und Altglascontainer herankommen.

Grützmacher erklärt, wie die Stadt vorgeht: „Erstmal gibt es ein Bußgeld von 70 Euro, weil die Sondernutzungserlaubnis fehlt. Per Mail wird der Betreiber dann aufgefordert, seinen Container unverzüglich wegzubringen. Reagiert er nicht, machen wir das.“

Zur Zeit, sagt Grützmacher, sei „alles abgearbeitet“. Dass bald wieder neue Container aufgestellt werden, ist für ihn aber sicher. Er betont: „Wir werden weiter rigoros dagegen vorgehen.“

Die Sammlung von Altkleidern ist ein lohnendes Geschäft. Etwa 400 Euro je Tonne werden für gemischte Ware bezahlt. Da nutzen Firmen auch mal gern eine mögliche Verwechslung mit dem DRK. Auf den Containern wird bei der Aufschrift „Kleider + Schuhe“ das Pluszeichen gern im Rot des DRK-Kreuzes gehalten, sagt Daniela Boy.

Dass die Menschen diese Container de DRK zuordnen, hat sie oft erlebt. Etwa wenn Beschwerden kommen oder der Anruf einer Dame eingeht, die mit den Altkleidern auch den Schlüssel eingeworfen hat. „Da konnte ich leider nicht helfen“, sagt Daniela Boy.

Beim DRK spürt man die neue Konkurrenz. 85 Tonnen Altkleider kamen im vergangenen Jahr in den eigenen 13 Containern zusammen, 20 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Kleiderkammer ist dennoch gut bestückt, gegen geringe Beträge werden hier die Textilien an alle, die kommen, abgegeben. Der Erlös aus dem Verkauf der Restware, etwa 90 Prozent der Containerinhalte, geht zurück. Diese Ware wird recycelt oder landet auf den Märkten in Osteuropa und Afrika.

Auch bei der AWL ist man offensichtlich auf das attraktive Geschäft mit den Altkleidern aufmerksam geworden. Es gebe „erste konstruktive Gespräche“, sagt Sprecher Jürgen Scheer zurückhaltend. Ob es künftig orangefarbene Säcke wie in Krefeld geben wird (siehe Kasten rechts), bleibt abzuwarten.

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