Vielen Werkstätten bleiben die Kunden weg

Ein halbes Jahr nach dem Ende der Abwrackprämie leiden vor allem kleinere Werkstätten unter Auftragsmangel.

Rhein-Kreis Neuss. Die Befürchtungen waren groß. Die Abwrackprämie werde zum Sargnagel vieler Kfz-Werkstätten. Ohne die reparaturbedürftigen, älteren Autos und ohne die Stammkunden, die durch den Neuwagen an Vertragswerkstätten gebunden sind, sei die Zukunft vieler freier Werkstätten ungewiss.

Heute, ein halbes Jahr nach Ende der Abwrackprämie zeigt sich, dass nicht alle Befürchtungen eingetroffen sind. "Im Rhein-Kreis Neuss ist die Situation in den einzelnen Werkstätten sehr unterschiedlich", sagt Johannes Brester, Obermeister der Kfz-Innung Neuss-Grevenbroich.

"Schwierig ist es vor allem für die kleineren Werkstätten mit zwei bis drei Angestellten. In den größeren Werkstätten, wo auch Autos verkauft werden, sieht die Lage besser aus", so Brester. Entwarnung will er jedoch nicht geben: "Ich denke, das zweite Halbjahr wird eher noch schwieriger."

Dass die Situation nach dem Ende der Abwrackprämie nicht einfach ist, kann auch Armin Augstein vom gleichnamigen Kfz-Reparaturbetrieb in Dormagen bestätigen. "Wir merken, dass ein Großteil der Kunden wegbleibt", stellt er fest.

Differenzieren müsse man aber zwischen mechanischen Reparaturen, wo der Einbruch gravierend sei, und Karosseriereparaturen, deren Anzahl nach dem Winter eher gestiegen sei. "Über das erste Quartal in diesem Jahr können wir uns eigentlich nicht beklagen, aber 2009 waren es merklich weniger Aufträge", sagt Augstein.

Auch in der Auto-Werkstatt Checkpoint in Neuss ist die Situation mit dem Ende der Abwrackprämie nicht einfacher geworden. "Eigentlich ist es in den letzten fünf Jahren schon schwieriger geworden", sagt Inhaber Norbert Zimmer. "Reparaturen, die nicht unbedingt notwendig sind, werden gerne nach hinten verschoben. Viele fahren lieber mit einer Beule im Auto herum, statt den Schaden zu beheben zu lassen. Das Geld sitzt einfach nicht mehr so locker", meint Zimmer.

Ganz anders gestaltet sich die Situation in der Kaarster Kfz-Werkstatt von Axel Giresser. "Wir haben gut zu tun, die Abwrackprämie hat uns nicht geschadet", sagt Hannelore Giresser und glaubt auch nicht, dass sich daran bald etwas ändert. "Wir sind schon seit 38 Jahren vor Ort und haben einen festen Kundenstamm", meint sie.

Ihren Optimismus kann Johannes Brester nicht so recht teilen. "Im Kreis gibt es etwa 240 Werkstätten", schätzt er. Bislang seien es nur wenige, die in Folge der Abwrackprämie dicht machen mussten. "Aber ich fürchte, das könnten noch mehr werden."

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