Viele Hausärzte suchen Nachfolger

Noch sind 55 Hausärzte in Grevenbroich niedergelassen. Viele gehen aber in den nächsten Jahren in Ruhestand.

Grevenbroich. Vielerorts suchen niedergelassene Mediziner händeringend Nachfolger, sie schieben ihren Ruhestand hinaus oder schließen ihre Praxen. In Neukirchen ist der Generationswechsel gelungen. Philip Waldecker (35) hat die Praxen von Dr. Bruno Stinnesbeck und Rainer Brenner übernommen und an der Sportstraße zusammengelegt. Als Partnerin ist jetzt Dr. Angelika Bannenberg (45) eingestiegen.

Nahtlose Übergänge wie dieser müsste es künftig mehr in Grevenbroich geben, meint Dr. Peter Cremerius (61). Der Internist aus der Südstadt, der Initiator des Ärztenetzwerks „MedFor“ ist, warnt davor, dass es in nicht allzu ferner Zukunft zu einem stadtweiten Mangel kommen könnte. „Fast die Hälfte aller aktiven Kollegen ist heute um die 60 Jahre alt. In den nächsten drei bis fünf Jahren wird es zu einem massiven Eintritt in den Ruhestand kommen“, sagt er. Cremerius befürchtet, dass sich das dann entstehende Loch so schnell nicht stopfen lasse. „Heute bekommen die Patienten noch zügig, allerspätestens am nächsten Tag einen Termin. Ich befürchte, dass das künftig anders sein wird“, betont der Internist.

Noch ist es um die Hausärzte in der Stadt nicht allzu schlecht bestellt. „In Grevenbroich gibt es aktuell einen Versorgungsgrad von 94,5 Prozent“, sagt Heiko Schmitz, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein: „Damit könnten sich noch vier Hausärzte im Stadtgebiet niederlassen.“ Zwar gebe es aus Sicht der KV durchaus Bedarf, doch bei insgesamt 55 Ärzten — 51 Vertragsärzten und vier angestellten Ärzten — könne in Grevenbroich von einem Mangel nicht die Rede sein. Die rechnerische Unterversorgung beginne erst bei 75 Prozent abwärts. „Klagen oder besondere Anfragen sind uns aus dem Stadtgebiet nicht zu Ohren gekommen“, berichtet der Sprecher.

Dennoch gelte es, wachsam zu bleiben. „In absehbarer Zeit scheiden in Nordrhein mehr Hausärzte aus als nachrücken“, betont Heiko Schmitz. Zwar habe sich die Versorgungslücke im Rheinland erfreulicherweise binnen eines Jahres halbiert. „Doch unter dem Strich gilt es gegenzusteuern, vor allem in ländlichen Regionen“, so Schmitz.

Das Problem: Nur noch jeder zehnte Medizinstudent möchte Hausarzt werden, jeder zweite will auf keinen Fall auf dem Land arbeiten. Das ergab eine Umfrage der Universität Trier unter mehr als 11 000 Medizinstudenten. Die nachwachsende Ärzteschaft hat in den meisten Fällen eine Spezialisierung als Ziel.

Nach Meinung von Dr. Peter Cremerius liege das Nachwuchsproblem auch daran, dass das Ansehen des Hausarztes in den vergangenen Jahren gelitten habe — etwa durch eine Zunahme von Bürokratie und einen permanenten Regressdruck.

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