Unangenehmer Beschluss ist vertagt

Die Bezirksregierung verlangt die Auflösung der Mildred-Scheel-Realschule. Der Schulausschuss verweist an den Rat.

Neuss. Die Neusser Schullandschaft wird sich in den kommenden Jahren massiv verändern. Einen Vorgeschmack darauf gab es am Dienstag im Schulausschuss, in dem der 2. Entwurf des Schulentwicklungsplans unter anderem mit den Anmeldezahlen für die Grund- und weiterführenden Schulen präsentiert wurde. Angesichts des umfangreichen Zahlenwerks herrschte bei den Politikern weitgehend Ratlosigkeit. Dies sei Statistik und Beschreibung des Ist-Zustands, biete aber keine Entwicklung künftiger Konzeptionen, so allgemeiner Tenor. Nun will man im Herbst erörtern, wie fraktionsübergreifend, unter Mitsprache der Schulleiter, Perspektiven aufgezeigt werden können.

Weitreichende Entscheidungen sind schon gefallen. Die 3. Gesamtschule in der Nordstadt ist beschlossen, ebenso die allmähliche Schließung der Hauptschulen Gnadentaler Allee und Weissenberg. Gestern stand eine weitere harte Entscheidung auf der Tagesordnung: Die Mildred-Scheel-Mädchenrealschule (MSR) muss wegen unzureichender Anmeldezahlen ab Sommer sukzessive aufgelöst werden, ab Sommer werden keine Eingangsklassen mehr gebildet. Überraschend wurde dieser Beschluss allerdings auf Antrag der FDP auf den Rat verschoben. Den geltend gemachten weiteren Beratungsbedarf konnten viele Ausschussmitglieder nicht nachvollziehen. Die FDP wolle sich um eine unangenehme Entscheidung drücken, hieß es, doch die CDU stützte den Wunsch des Koalitionspartners.

Dabei bleibt der Politik gar keine Wahl, wie auch der schulpolitische Sprecher der CDU, Andreas Hamacher, gestern einräumte: Die Entscheidung sei „faktisch schon getroffen“.

Das belegt über die nackten Zahlen hinaus ein Schreiben der Bezirksregierung. Nur 21 Mädchen sind an der Mädchenschule angemeldet worden. Das Gesetz verlangt allerdings die Zweizügigkeit. Mindestens 26 Anmeldungen seien notwendig gewesen, das bescheinigte auch die Bezirksregierung der Stadt. Eine Ausnahmeregelung, so heißt es in dem Schreiben aus Düsseldorf, komme nicht infrage, da es ausreichend weitere, für die Schülerinnen sehr gut erreichbare Realschulen gebe. Dass die MSR eine Mädchenrealschule ist, sieht die Bezirksregierung als „unbeachtlich. Das Schulgesetz sieht hierfür keine Sonderregelungen vor.“

Schon im Herbst hatte die Verwaltung die allmähliche Auflösung vorgeschlagen, damals allerdings stimmte die Politik dem nicht zu. Nun muss es der Stadtrat am 27. Mai tun.

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