Tuchhändler wurden nach Neuss gelockt

Heinz-Willi Maassen schenkt dem Stadtarchiv eine Einladung aus dem Jahr 1575, auf die er zufällig gestoßen ist.

Neuss. Ein städtisches Archiv lässt sich für Neuss erstmals 1242 belegen, heute zählt das Stadtarchiv zu den bedeutendsten Archiven im Rheinland. „Wir zählen unsere Dokumente nach Regalmetern, in denen sie verwahrt werden“, berichtet Archivleiter Jens Metzdorf. Das Archivgut findet auf 5000 Regalmetern Platz. Am Montag ist es um ein historisches Dokument ergänzt worden.

Der ehemalige Stadtverordnete Heinz-Willi Maassen übergab Archivar Metzdorf am Montag ein Originaldokument aus dem Jahr 1575, eine gedruckte Einladung zum Tuchmarkt, die dem Empfänger freies Geleit und Abgabenfreiheit zusicherte.

„Es war sozusagen die erste nachweisbare Wirtschaftsförderung in Neuss“, sagt Kulturdezernentin Christiane Zangs. Der Tuchhandel sei seit dem späten 13. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts ein wichtiger Wirtschaftsfaktor gewesen. Am Ende seien Händler mit persönlichen Einladungen in die Stadt gelockt worden, um den Markt wieder anzukurbeln.

„Tuch wurde damals im Kaufhaus gehandelt, das am Markt zwischen der heutigen GWG und dem Zeughaus stand“, sagt Metzdorf. Das Kaufhaus fiel 1586 dem Großbrand zum Opfer, weshalb das Maassen’sche Dokument besonders wertvoll sei. Viele Dokumente wurden damals vernichtet. „Es ist wohl erhalten geblieben, weil es den Weg aus der Stadt hinaus genommen hatte. Jetzt erhält es im Neusser Archiv im Kontext mit anderen Dokumenten große Bedeutung“, sagt Metzdorf.

Schenkungen an das Archiv kämen in Neuss oft von Bürgern, die diese Zeugnisse der Vergangenheit gut aufgehoben wissen wollen, sagt Zangs. So wertvoll wie diese historische Einladung seien jedoch die wenigsten. „Die Neusser sind sehr heimat- und kulturverbunden, doch oft wissen sie nicht, welche Schätze sie besitzen.“

Heinz-Willi Maassen wusste genau, was er besaß. Er erwarb das Dokument mit Hilfe eines Freundes, der es Mitte der 1980er Jahre auf einer Auktion in Amsterdam entdeckte. „Mir war sofort klar, dass das wieder nach Neuss muss“, sagt Maassen.

Bis zur Schenkung hing die historische Einladung in seinem Büro. Jetzt, nach Beendigung seines Berufslebens, sei es an der Zeit, dass die Stadt das Dokument erhalte.

Nach Restaurierungsarbeiten wird das Schriftstück in säurefreier Umgebung fachgerecht gelagert und nur bei wichtigen Anlässen hervorgeholt.

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