Trödelmarkt: Auf der Jagd nach Schönem und Seltenem

Der Trödelmarkt in der Innenstadt war mit rund 300 Ständen ein Höhepunkt für Sammler.

Neuss. Anna hat aussortiert. Mit System hat die Zehnjährige ihr Kinderzimmer durchforstet und Kleidung, Spielzeug und Bücher beäugt. „Was ich länger als ein Jahr nicht mehr in der Hand hatte, kam auf einen Stapel für den Flohmarkt“, sagt sie.

Sogar eine Puppe hat sie aussortiert. „Das ist Lena“, sagt Anna und zeigt auf eine etwas in die Jahre gekommene Stoffpuppe. „Früher habe ich sie überall mit hingenommen. Jetzt nicht mehr. Sie liegt eigentlich nur noch herum.“ Ein bisschen Wehmut schwingt in ihrer Stimme mit. Dann lacht sie jedoch: „Von dem Geld, das ich einnehme, kann ich mir neue Sachen kaufen.“ Ein Puzzle und eine Reihe Musikkassetten hat sie bereits unter die Menge gebracht. Was nicht verkauft wird, soll gespendet werden — „das war die Idee von meiner Mutter. Ich finde das gut.“

Halb Neuss scheint auf den Beinen zu sein, um in Augenschein zu nehmen, was Anna und ihre rund 300 Mitstreiter auf den Tischen liegen haben. Wie in jedem Jahr findet der Citytrödelmarkt von Stadtmarketing und Iven GmbH am Muttertag in der Neusser Innenstadt statt. Wegen der vielen Anmeldungen wurde die Fläche vergrößert

Citymanager Thomas Werz: „Wegen der Rekordzahl an Anmeldungen wurde die Ausstellungsfläche erweitert. Sie reicht jetzt von der Oberstraße im Süden bis zur Niederstraße im Norden und von der Neustraße im Westen über den Münsterplatz bis zum Freithof im Osten.“

Während sich die Menschen langsam durch die Innenstadt drängen, wird mal kritisch auf ein Sammlerstück geschaut, mal erstaunt Kurioses entdeckt. Ob Exklusives zum Schnäppchenpreis, Sammlerstücke für eine ansehnliche Summe Geld oder Ladenhüter aus Großmutters Wohnzimmerschrank — die Auswahl ist fast zu groß.

Helena Weyer ist froh, dass sie ganz genau weiß, was sie sucht. „Für meine Enkelin kaufe ich Kinderbücher, die sind neu sehr teuer“, sagt sie und öffnet eine Jutetasche: „Ich habe schon einige Schnäppchen gemacht. Wichtig ist, dass man immer handelt“, sagt sie lächelnd, und der Stolz einer regelmäßigen Flohmarktbesucherin, die weiß, wie hartnäckig sie verhandeln muss, ist ihr anzusehen. Auch der Ehemann soll nicht leer ausgehen: „Er sammelt leidenschaftlich Modelleisenbahnen.“ Helena Weyer senkt ihre Stimme, als könne der Gatte sie hören: „Ich hab’ schon ein ganz tolles Stück ergattert.“

Meike (17) nutzt den Flohmarkt als letzte Gelegenheit zum Geschenkekauf. „Heute ist ja Muttertag“, sagt sie und grinst verlegen. „Ich habe es nicht geschafft, etwas zu besorgen. Hier ist die Auswahl so groß, da finde ich bestimmt etwas Passendes.“ Im Auge hat sie ein Armband und eine entsprechende Kette. „Total schön“, schwärmt sie. „Ich glaube, ich kaufe mir selbst auch eine.“

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