Streetworker finden kaum Zugang zur Salafismus-Szene

Die Stadt investiert in Prävention, doch konkrete Projekte gibt es kaum.

Streetworker finden kaum Zugang zur Salafismus-Szene
Foto: dpa

Neuss. Der SEK-Einsatz am vergangenen Samstag, bei dem ein 21 Jahre alter Neusser verhaftet wurde, der in Verdacht steht, einen Bomben-Anschlag auf Polizisten geplant zu haben, war ein erneuter Beweis: Die islamistische Szene ist in Neuss aktiv — in welchem genauen Umfang auch immer. Auch Bürgermeister Reiner Breuer hatte jüngst betont, dass der Salafismus in der Quirinus-Stadt nicht zu unterschätzen sei.

Das Problem: Klare Lösungsansätze, um Radikalisierung von Jugendlichen bestmöglich einzudämmen, sind Mangelware. Jochen Baur von „Streetlife“, dessen Träger das Diakonische Werk ist, kennt das Dilemma. „Es ist eine Szene, an die man nur schwer herankommt, weil sie sich bewusst abschottet.“ Man sei jedoch schon lange vor dem Einsatz in Weißenberg am Samstag beim Thema Salafismus sensibilisiert gewesen — vor allem in Weckhoven. Der Stadtteil war unter anderem wegen des Vereins „Helfen in Not“ auffällig geworden, den der Verfassungsschutz 2013 als „extremistische salafistische Bestrebung“ eingestuft hatte. Im Juli 2014 musste schließlich das Vereinsheim an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße geräumt werden. „Wir haben versucht, unsere Fühler in diese Kreise auszustrecken und Kontakte herzustellen. Das gestaltet sich aber sehr schwierig, weil solche Leute in den meisten Fällen gerade zu offiziellen Stellen und Einrichtungen keinen Kontakt möchten“, sagt Baur.

Thomas Kaumanns, jugendpolitischer Sprecher der CDU, bestätigt: „Es handelt sich bei den gewaltbereiten Salafisten immer um Einzelfälle, die man mit Präventivmaßnahmen nicht mehr erreichen kann.“ Dennoch müsse man sich Gedanken machen, wie man Radikalisierung möglichst im Keim erstickt. Als möglichen Lösungsansatz nennt er das Projekt „Wegweiser“, ein Präventionsprogramm gegen gewaltbereiten Salafismus, das laut Kaumanns auch in der Quirinus-Stadt möglich wäre. Das Konzept beinhaltet unter anderem Beratungs- und Betreuungsangebote für Betroffene und ihr soziales Umfeld.

Auch die Verwaltung hat das Thema auf der Agenda, konkrete Projekte sind laut Tobias Spange vom städtischen Presseamt jedoch nicht geplant. „Das Thema Salafismus ist seit Längerem fester Bestandteil der Jugendschutz-Präventionsplanung. Dabei erhalten Fachkräfte und Jugendliche Infos über den Ablauf und Hintergründe einer Radikalisierung“, sagt Spange. So gibt es etwa im Haus der Jugend eine Etage, die der Religions-Aufklärung gewidmet ist. Darüber hinaus gibt es im Greyhound Pier 1 einen Medienparkour, der auch Gefahren aus dem Internet behandelt.

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