Stadtwerke-Chef Heinz Runde: „In Neuss muss niemand frieren“

WZ-Interview: Stadtwerke-Chef Heinz Runde zum Gasstreit zwischen Russland und Ukraine - „Die Versorgung ist sicher.“

Neuss. WZ: Herr Runde, die russischen Gaslieferungen über die Ukraine sind seit zwei Tagen gestoppt. Haben Sie erwartet, dass es wieder zu einer solchen Zuspitzung kommen würde?

Heinz Runde: Ja. Das liegt auch an den unterschiedlichen Vertragsbedingungen: Eon Ruhrgas und anderen Einkäufer haben mit Gazprom langfristige Verträge, die ukrainische Naftagas hat mit Gazprom allerdings nur Jahresverträge.

Die Stadtwerke beziehen ihr Gas ausschließlich vom Vorlieferanten Eon Ruhrgas, die wiederum bezieht ein Viertel ihrer Menge aus Russland. Was kommt auf die Neusser Kunden zu?

Runde: Unsere Gasversorgung ist gesichert. Das habe ich auch gerade noch mit Eon Ruhrgas in einem Gespräch mit dem Vorstandmitglied Henning Deters geklärt. Das ist doch klar, da fragen wir nach.

Runde: Nein. In Deutschland gibt es riesige Speicher. Außerdem lässt sich die Fördermenge in den Niederlanden oder Norwegen steigern. Beides zusammen reicht, um über den Winter zu kommen.

Runde: Wir haben mit Eon Ruhrgas einen Vertrag bis 2010. Derzeit gibt es Überlegungen zu einer neuen Einkaufsstrategie.

Runde: Es ist nicht ausgeschlossen, dass es einen weiteren Vorlieferanten geben wird. Es gibt zahlreiche Produkte von der Bandlieferung mit bestimmten Mengen über das ganze Jahr bis zu Festpreisangeboten. Da muss sich Eon Ruhrgas dem Wettbewerb stellen wie die anderen Anbieter.

Runde: Ja, das kann ich. Und bei der Gelegenheit möchte ich gern auf die viel geschmähte Ölpreisbindung hinweisen. Die hat, wie man jetzt sieht, auch Vorteile. Bei der augenblicklichen Verknappung wäre die Gaspreise ohne die Bindung längst in die Höhe geschnellt.

Runde: Ja, wir haben in Neuss einen extrem hohen Absatzanteil an gewerbliche Kunden. Aber auch da gibt es kein Problem. Falls es wirklich zu Engpässen käme - daran glaube ich aber wirklich nicht -, könnten wir umswitchen und den betroffenen Unternehmen Öl besorgen. Man muss eben über Alternativen nachdenken, auch wenn aktuell dazu keine Notwendigkeit besteht.

Runde: Ja. Der Druck aus der EU und den Ländern, die jetzt gar kein Gas haben, ist hoch. Es muss wirklich auch andere Wege geben. Wenn die Ostseepipeline schon fertig wäre, hätte es diese Krise nicht gegeben. Aber da müssen wir ja noch bis 2010 warten.

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