Stadtarchiv Neuss braucht ein größeres magazin Das Neusser Stadtarchiv braucht dringend mehr Platz

Neuss. · Bis zum Jahr 2023 soll es 3500 Regalmeter zusätzlich geben. Die Politik macht dem Gebäudemanagement Druck.

 Urkunden und Dokumente der Stadtgeschichte lagern in den Regalen.

Urkunden und Dokumente der Stadtgeschichte lagern in den Regalen.

Foto: Christoph Kleinau

Alle reden von Digitalisierung – doch die Papierflut steigt. Das betrifft auch das Stadtarchiv, das nun dringend einen Erweiterungsbau für sein Magazin bekommen soll. Pläne dafür hatte die Politik schon 1980 abgesegnet, doch war das Vorhaben danach im Verwaltungsgetriebe versandet. Weil das Magazin inzwischen aus allen Nähten platzt, hat auch der Kulturausschuss die Dringlichkeit erkannt. Das Gebäudemanagement, das schon 2019 für eine Machbarkeitsstudie sorgen sollte, aber über Vorprüfungen nicht hinauskam, erhielt nun eine klare Ansage der Politik: Der Magazinbau, im Wirtschaftsplan mit „Priorität drei“ mehr geparkt als bearbeitet, erhält nun höchste Priorität.

Die Notwendigkeit dazu ist nach Überzeugung von Kulturdezernentin Christian Zangs hinlänglich belegt. Von den Aktenbergen, die die Verwaltung produziert, würde zwar das meiste nach einer gewissen Zeit weggeworfen, sagt Zangs, die großen Respekt vor der Arbeit des Archivteams hat: „Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe zu entscheiden, was in 100 oder 200 Jahren noch relevant sein kann und deshalb aufzubewahren ist.“ Aber es bleibt noch genug – und sogar immer mehr – übrig, was in den Bestand übernommen wird.

3500 zusätzliche Regalmeter werden benötigt, berichtet Archivdirektor Jens Metzdorf, um das Haus noch wenigstens für die nächsten 30 Jahre zukunftsfit zu machen. Das entspricht in etwa 400 Quadratmetern Magazin-Nutzfläche. Zum Vergleich: Seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1242 und bis 1967 kamen „nur“ 1400 Regalmeter Archivgut zusammen, in den 50 Jahren danach allerdings 3420.

Es gelte, Originale in ihrer Entstehungsform zu sichern, sagt Metzdorf. Und das geschieht in den Amtsstuben noch in Papierform. Standesamtsregister und Einwohnermeldekartei gehören zu den wenigen Ausnahmen, wo die „Entstehung“ ausschließlich digital erfolgt. Aber bis das digitale Archiv, das landesweit in Kooperation mit den kommunalen Rechenzentren im Aufbau befindlich ist, 50 oder gar 100 Prozent der Verwaltungsdaten sichert, vergehen nach Metzdorfs Einschätzung noch Jahrzehnte.

Das Archiv kann keine großen Bestände mehr aufnehmen

Aktuell kämpft sein Team damit, die Akten sämtlicher Adoptionsfälle im Kreis, die zum Teil 100 Jahre aufzubewahren sind, zu übernehmen. Das ist Folge einer Kooperationsvereinbarung der Kreisgemeinschaft. Die Kommunen waren überein gekommen, all diese Fälle zentral in Neuss betreuen zu lassen.

Auch Infrastruktur Neuss und Tiefbaumanagement, die gerade in einem neuen Bürohaus an der Moselstraße zusammengeführt werden, versuchen, bei diesem Umzug ihre Bestände zu reduzieren. Zulasten des Archivs. Er habe aber deutlich gemacht, sagt Metzdorf, dass das Archiv schon in diesem Jahr keine großen Bestände mehr übernehmen kann. Seiner Überzeugung nach müssen die Zwischenarchive in den Ämtern länger benutzt und die Übergaben zeitlich gestreckt werden. So hofft er, die Zeit bis zum Sommer 2023 noch irgendwie überbrücken zu können.

Diesen Termin hat das Gebäudemanagement als möglichen Fertigstellungstermin angegeben. Vorausgesetzt, die Untersuchungen der Bodendenkmalpflege fördern nicht zutage, was den Neubau verzögern oder eine Unterkellerung unmöglich machen kann. Denn den werde man dringend brauchen, weil der Platz zwischen der Archivverwaltung an der Oberstraße, dem Magazin und dem Pflegeheim Herz Jesu, der für den Erweiterungsbau vorgesehen ist, begrenzt ist.

200 Quadratmeter Grundfläche könnten nach Metzdorfs Berechnung ausreichen, um den Raumbedarf des Magazins zu befriedigen, zugleich den Seminar- und Ausstellungsraum zu erweitern und für die Werkstatt ein moderneres Umfeld zu schaffen. Magazin und Werkstatt sollten auch aus konservatorischen Gründen getrennt sein, sagt er.

Auf den Anbau zu verzichten und das Stadt- mit dem Kreisarchiv zu verschmelzen, ist nach Zangs Darstellung undenkbar. So selbstbewusst sollte Neuss schon sein.

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