Stadt Neuss prüft Fitness der Zweitklässler Studie zeigt Defizite im Angebot der Neusser Sportvereine auf

Neuss. · Sportamt und Stadtsportverband stellten den Motorik-Check vor.

 Meinolf Sprink, Nils Putzer und Matthias Welpmann (v. l.) präsentieren die Ergebnisse der Studie.

Meinolf Sprink, Nils Putzer und Matthias Welpmann (v. l.) präsentieren die Ergebnisse der Studie.

Foto: Christoph Kleinau

114 Kinder aus den zweiten Klassen der Neusser Grundschulen sind echte Sportskanonen. Das belegt der erste flächendeckende Motorik-Check von Sportamt und Stadtsportverband, bei dem die Sportlichkeit von 1532 Kindern im Alter von sieben bis acht Jahren überprüft und dokumentiert wurde. Diese Daten bilden einen ersten Grundstock für das Programm „Neuss macht mobil“, das Sportdezernent Matthias Welpmann mit dem Anspruch verknüpft: „Ein Sport- und Bewegungsangebot für alle schaffen.“

Für die teilnehmenden Kinder heißt das zunächst, dass ihnen je nach sportmotorischer Leistungsfähigkeit ein Angebot gemacht wird. Die 114 Sporttalente beispielsweise bekommen jetzt die Einladung zu einer „Talentiade“ am 28. September, bei der die Spitzensport treibenden Vereine dazu auffordern, „ihre“ Sportart auszuprobieren. Die Datenbasis wird aber auch Debatten über Veränderungen in der Sportlandschaft nach sich ziehen. „Die Vereine sind gut beraten, sich die Ergebnisse anzusehen und ihr Angebot anzupassen“, sagt Meinolf Sprink, der Vorsitzende des Stadtsportverbandes (SSV).

Sportinfrastruktur soll auf
den Prüfstand gestellt werden

Monostrukturen in Vereinen, die etwa „nur“ Fußball anbieten, müssen laut Sprink aufgebrochen werden. Aber auch die Sportinfrastruktur ist mit der Untersuchung auf den Prüfstand gestellt. Denn dass die Münsterschüler im Vergleich vor allem deshalb schlechter abschnitten, weil die Schule keine eigene Turnhalle hat, ist nach Ansicht SSV-Geschäftsführer Gösta Müller zumindest problematisch. Hinzu kommt, dass über die Qualifizierung der Sportlehrer zu reden sein wird. Es gebe Grundschulen, so weiß Christian Stoffels, die haben unter denen, die Sport unterrichten, keinen Sportlehrer – und bieten deshalb keinen Schwimmunterricht an. „Das ist denen zu heikel“, hat der stellvertretende Sportamtsleiter mehr als einmal gehört.

Für Meinolf Sprink steht überdies fest: „Die Auswertung zeigt auch eine soziale Komponente.“ Denn sie offenbart ein Nord-Süd-Gefälle, das bereits der städtische Sozialbericht der Stadt aufzeigt. Von Süden nach Norden steigt die Zahl der Kinder ohne Vereinsbindung und damit auch die Zahl derer, die nur selten in der Woche sportlich aktiv sind. Und, so ergänzt der Sportwissenschaftler Nils Putzer, der die Studie beim SSV begleitet: „Kinder ohne Verein gleichen ,verlorene´ Aktivität nicht in der Freizeit aus, indem sie etwa auf den Bolzplatz gehen.“ Ergo verschlechtern sich von Süden nach Norden auch die motorischen Fähigkeiten der Kinder – wobei Weckhoven und Erfttal klar dem Norden zugerechnet werden müssen. Dieses Gefälle zeigt sich aber auch in der Nichtschwimmer-Quote und bei den Kindern mit Übergewicht. „Jedes vierte Kind neigt zu leichtem bis schwerem Übergewicht“, hält Putzer insgesamt fest. Das ruft die AOK als Kooperationspartner auf den Plan. Die Studie liefere einen wichtigen Ansatz, so Detlef Rütters, um die Gesundheitserziehung und damit die Gesundheitskompetenz von Eltern und Kindern zu stärken.Fast durchweg gut sind die Schülerwerte bei der Ausdauer. Die Ursache? „Viele Schulen trainieren gezielt für Wettbewerbe wie den Sommernachtslauf“, sagt Stoffels.

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