Smart City Index 2019 Neuss muss nachsitzen

Neuss · Bei einer Studie des Digitalverbandes Bitkom kommt Neuss nicht gut weg. Es fehlen digitale Angebote.

 Bitkom nahm 81 Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern unter die Lupe. Freies WLAN ist nur einer der geprüften Faktoren. 

Bitkom nahm 81 Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern unter die Lupe. Freies WLAN ist nur einer der geprüften Faktoren. 

Foto: Kirschstein, Frank

. Digitalisierung und Smart City sind zentrale Zukunftsthemen, bei denen die Stadt Neuss gerne vorangehen möchte. Allzu weit ist sie dabei aber bislang offenbar nicht gekommen. Im „Smart City Index 2019“, den der Branchenverband Bitkom vorgelegt hat, landet die Quirinus-Stadt unter den 81 deutschen Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern nur auf Platz 65. CDU-Bürgermeisterkandidat Jan-Philipp Büchler sieht deutlichen Nachbesserungsbedarf. „Schaut man sich die Studie genauer an, fragt man sich, wo die Stadt Neuss denn echte Pilotprojekte vorweisen kann.“ Büchler bemängelt fehlende Innovationsfreudigkeit. Für ihn steht fest, dass mehr Tempo in das Thema kommen muss. Neuss müsse endlich den Digitalisierungs-Turbo zünden.

Unter dem Begriff „Smart City“ werden Konzepte zusammengefasst, wie Städte dank neuer technischer Entwicklungen und der Informations- und Kommunikationstechniken mit Blick auf Ökologie, soziales Zusammenleben, politische Partizipation und weitere Gebiete modernisiert werden können. Die Erhebung fällt für Neuss ernüchternd aus. Fünf Bereiche mit je 35 Indikatoren wurden beleuchtet. Erfasst wurden zum Beispiel Online-Bürger-Services, das Angebot intelligenter Müll-Systeme oder Sharing-Angebote im Mobilitätssektor. Die Ergebnisse wurden in eine Skala von 0 bis 100 übersetzt. Ziel des „Smart City Index“ ist es, systematisch zu erfassen, wie digital die Städte unterwegs sind.

Die Stadt schneidet im
Bereich Umwelt schlecht ab

In der Gesamtwertung bringt es Neuss auf einen Punkteschnitt von 35,93. Zum Vergleich: Der Sieger Hamburg weist 79,53 Punkte auf. Besonders schlecht schneidet Neuss in den Bereichen Energie und Umwelt (19,47 Punkte) und Mobilität (18,46 Punkte) ab. Zum Bereich Energie und Umwelt zählen zum Beispiel der Anteil der E-Fahrzeuge am Gesamtverkehr sowie die Ladeinfrastruktur. Unter den 104 986 in Neuss gemeldeten Kraftfahrzeugen sind laut Amt für Statistik lediglich 136 Elektro-Pkw sowie 800 Hybrid-Pkw (Stand: 1. Januar 2019). Die Tendenz ist jedoch steigend. Die entsprechende Infrastruktur zu schaffen, zählt zu den großen Herausforderungen für die Zukunft. Jürgen Scheer, Sprecher der Stadtwerke Neuss, betont, dass das Thema eine hohe Priorität habe: „Der Ausbau läuft.“ Das gelte auch für den Ausbau eines intelligenten Stromnetzes und Arbeitsprozess-Digitalisierung.

Die Logistik im Innenstadtbereich spielt ebenfalls eine große Rolle. Noch fehlt es zum Beispiel an sogenannten Micro-Hubs, mit denen der Lieferverkehr auf der „letzten Meile“ zum Kunden durch Nutzung von Lasten-Fahrrädern verringert werden soll. Neuss soll dabei Pilotregion werden. Geht alles glatt, könnte der erste Micro-Hub 2021 in Neuss seine Arbeit aufnehmen.

Auch bei der Mobilität kommt Neuss im „Smart City Index“ schlecht weg. Er beinhaltet unter anderem die Verbreitung intelligenter Ampeln, digitale Verkehrsschilder sowie Sharing-Systeme. Im Vergleich zu anderen Kommunen hat Neuss laut Bitkom Nachholbedarf. Auch beim Thema digitale Verwaltung – dabei geht es um Online-Services und Kommunikation – ist Luft nach oben. Die neue Digitalchefin im Rathaus, Sandra Engwicht, soll die Entwicklung jetzt zügig vorantreiben.

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