Shakespeare-Festival: Ränke am englischen Hof

Ensemble aus Madrid spielt Heinrich VIII.

Shakespeare-Festival: Ränke am englischen Hof
Foto: Krey

Neuss. Shakespeare auf spanisch? Der englische Dichter wird in zahllosen Sprachen gespielt, doch das Spanische wird wohl zu keinem Drama passen wie zu Heinrich VIII. — Enrique VIII., das jetzt die Fundación Siglo de Oro aus Madrid auf die Bühne des Globe brachte.

Heinrich VIII. ist mit Katharina von Aragon verheiratet. Doch die bringt auch als fünfte Ehefrau nicht den erwarteten Sohn zur Welt. Der Hof ist ein fruchtbarer Humus für durchtriebene Ränkespiele, geht es doch um erworbene und geliehene Macht, um Geld, Anerkennung und die Angst vor dem Scheitern. Als Heinrich VIII. die junge Anne Boleyn kennenlernt, ist es um ihn geschehen.

Allerdings auch um Katharina: die Königin soll Platz machen für die junge Zofe. Pläne werden entwickelt, Intrigen gesponnen. Derweil widersetzt sich Katharina heftig, und Anna wartet auf die Geburt ihres Kindes von Heinrich VIII. Es wird bekanntlich auch diesmal kein Sohn, sondern die spätere Königin Elisabeth.

Die Fundación Siglo de Oro aus Madrid hat sich der Theaterliteratur des Goldenen Zeitalters verschrieben. Ohne akademisch gehobenen Zeigefinger, mit großem schauspielerischen Können, Freude und originellen Einfällen spielt das Ensemble sich und sein Publikum schwindelig. Spanisch kommt da niemandem mehr etwas vor. Dafür gibt es im Globe-Theater stehenden Applaus der begeisterten Besucher .

„Alles ist wahr“ hatte William Shakespeare sein letztes Stück zunächst genannt. Dazu zählt auch der Kanonenschuss, der zu Ehren von Elisabeths Taufe 1613 das Londoner Globe in Brand setzte. Verletzt wurde niemand. Allerdings ging die Hose eines Besuchers in Flammen auf; ein Liter Bier war nötig, um sie zu löschen. Schade, dass „Heinrich VIII.“ so selten auf deutschen Bühnen zu sehen ist. Die deutsche Erstaufführung fand in Bochum statt: 1927.

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