Shakespeare-Festival: Geisterspiel um den Dänenprinzen
Bremer Shakespeare Company zeigt im Globe einen großartigen „Hamlet“.
Neuss. Gleich vier Hamlet-Inszenierungen hat Rainer Wiertz zum diesjährigen Shakespeare-Festival nach Neuss eingeladen. Die Bremer Shakespeare-Company, Stammgast an der Rennbahn seit dem ersten der jetzt 21 Festivaljahre, hat nun eine fesselnde Aufführung gezeigt: entschlackt und weitgehend ohne Klamauk, ebenso kühl wie hoch-emotional. Die Regiearbeit von Nora Soraimi zeigt die Welt in einem Mikrokosmos — als eine Mördergrube.
Es gibt keinen Schädel, doch die Geister beherrschen das Handeln der getriebenen Protagonisten. Nackt von Plastikplanen umhüllt, gleiten und schleichen sie immer wieder durchs Bild, bleich, gespenstisch, erschreckend.
Die Bühne ist im Hintergrund von Abdeckplanen verhüllt, die als Projektionsfläche für die Bilder dienen, die Horatio, Polonius oder ein Geist mit einer Endoskop-Kamera vom Geschehen aufnehmen.
In diesem fast klinischen Raum entwickelt sich die Handlung um Hamlet, den Prinzen von Dänemark, dessen Mutter soeben den Bruder ihres von eben jenem Claudius ermordeten Mannes geheiratet hat. Der Geist des toten Königs, hier gleich ein Chor, mahnt den Sohn zur Rache.
Und der, von dem hervorragend agierenden Christian Bergmann zunächst im roten Pollunder als Muttersöhnchen gespielt, wird zum Macho, verfällt dem Wahnsinn, ist trauriger Clown und schließlich ein an der Welt Verzweifelter. Oder ist der Irre der Normale in diesem Szenario?