Sekundarschule bleibt unbeliebt

Die Anmeldezahlen werden wohl erneut gering sein. In der Politik gibt es aber wenig Interesse an einer neuen Debatte um eine Umwandlung in eine Gesamtschule.

Sekundarschule bleibt unbeliebt
Foto: dpa/Kleinau

Neuss. An den weiterführenden Schulen startet heute das Anmeldeverfahren für die künftigen Fünftklässler. Christian Berger, kommissarischer Leiter der Sekundarschule Neuss, gibt sich keinen Illusionen über den Ausgang hin. „Ich denke, dass wir erst über die Koordinierungsgespräche in einer zweiten Runde zu guten Anmeldezahlen kommen werden“, sagt er. Das deckt sich mit Beobachtungen, wie sie Bettina Wiese, Konrektorin an der Erfttaler Gebrüder-Grimm-Grundschule macht. „Zur Sekundarschule will kaum jemand seine Kinder schicken“, sagt sie. Steht der Stadt damit — zum dritten Mal in Folge — eine Schuldebatte ins Haus?

„Hoffentlich nicht“, sagt Helga Koenemann (CDU) und spricht damit für eine große Koalition. Arno Jansen (SPD) hält zwar eine Umwandlung der beiden Sekundarschulen in Gesamtschulen „noch immer für die schlauere Lösung“. Und die SPD wäre auch bereit dazu. Er frage sich allerdings, „ob es angesichts der Landtagswahlen Sinn macht, das Thema noch einmal aufzurufen“. Die Landtagswahl ist auch für die schwarz-grüne Koalition ein Argument. Die CDU will im Wahlkampf lieber für die Beseitigung des Lehrermangels und eine Verbesserung des Offenen Ganztages an den Grundschulen streiten. Die Sekundarschule halte man für kein geeignetes Wahlkampfthema, sagt Koenemann. Ihre Fraktion habe sich im Vorjahr festgelegt, dieser unter Druck stehenden Schulform Zeit zu geben: „Das bleibt so.“ Und auch Michael Klinkicht vom Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen will „eine Sekundarschuldebatte erst in drei bis fünf Jahren führen, wenn verlässliche Zahlen vorliegen.“

„Die Masse der Kinder“, so hört Wiese aus Gesprächen mit Eltern heraus, „geht im Moment zur Gesamtschule.“ Diese Tendenz wurde bestätigt, als sie am Freitag mit den Halbjahreszeugnissen die Schulformempfehlung herausgab und Eltern beim Ausfüllen von Anmeldebögen half. Bestätigen die Anmeldungen im Stadtgebiet, die bis Mittwoch möglich sind, diesen Trend, müssten wieder etliche Kinder, die als Erstwunsch eine der Gesamtschulen angegeben haben, mit einer Abweisung rechnen. Im Vorjahr waren es 148, die in der zweiten Runde — die in diesem Jahr am 17. März abgeschlossen sein muss — mehrheitlich an einer der Sekundarschulen landeten.

Als Reaktion darauf setzte die Koalition einen zentralen Infotag aller weiterführenden Schulen durch. Der sei auch ganz gut verlaufen, sagt Berger, allerdings war die Resonanz an den Tagen der offenen Tür recht gering — das Echo derer, die den Weg zur Gnadentaler Allee fanden, allerdings positiv. „Eigentlich funktioniert die Sekundarschule ja nach dem System einer Gesamtschule, nur ohne Oberstufe“, sagt Berger, der auf die Kooperation mit der Gesamtschule an der Erft verweist, wohin Sekundarschüler mit Abitur-Wunsch ab Klasse zehn wechseln können. Im Umfeld seiner Schule sehe er zu wenig Potenzial für eine Oberstufe, sagt Berger, der eine erneute Debatte über die Umwandlung in eine Gesamtschule der Politik überlassen würde. „Mir wäre eine selbstständige Schule am liebsten — egal, wie sie heißt.“

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