Schwerer Abschied von der Helferin

Marielle Preiß leistet an der Sebastianus-Schule Bundesfreiwilligendienst und zieht ein positives Fazit.

Schwerer Abschied von der Helferin
Foto: Lothar Berns

Kaarst. Marielle Preiß (20) weiß schon jetzt, dass ihr der Abschied sehr schwerfallen wird: „Die Kinder sind mir vom ersten Tag an ans Herz gewachsen“, sagt die junge Frau aus Kleinenbroich, die mit Beginn der Sommerferien ihren Einsatz an der Sebastianus-Schule im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes als so genannte Bufdi beendet. Nach ihrem Abitur an einer Neusser Gesamtschule im vergangenen Jahr geriet ein Studium der Sonderpädagogik in ihren Fokus. „Aber das Studium dauert sechs Jahre — ich wollte erst Erfahrungen in diesem Bereich sammeln, um mich endgültig dafür zu entscheiden“, erinnert sich Marielle Preiß.

Eine Entscheidung für das Studium fällt ihr nun leicht. „Seit dem 1. September 2016 begleite ich eine Klasse von elf schwerbehinderten Schülern bei allen Tätigkeiten“, erzählt sie. Das bedeutet sowohl Anwesenheit im Unterricht als auch bei Angeboten wie Kochen oder Schwimmen. Hilfestellung bei Essen und Toilettengängen gehört ebenfalls dazu.

„Ein Mädchen betreue ich besonders intensiv. Sie kann sich sprachlich nur wenig äußern und so habe ich durch sie fast die gesamte Gebärdensprache gelernt“, so Preiß. Mit Hilfe des ‚Talkers‘ - eine Art Tablet-Computer — berichtet sie den Eltern vom Tag ihrer Tochter. „Ich wusste gar nicht, was an modernen Medien alles zum Einsatz kommt“, sagt die junge Frau.

Mittwochs kocht sie mit der Klasse — vom Einkaufen über Zubereitung und Aufräumen gehört alles dazu. In dieser Woche gab es Spaghetti mit sommerlicher Soße. Die Kinder seien mit Begeisterung dabei, wenn sie die Zutaten schneiden dürften, berichtet die junge Frau. Beim Schwimmunterricht hilft Marielle Preiß, vor allem beim Umziehen. „Ich habe nur gute Erfahrungen an der Schule gemacht“, so ihr Fazit. Die gute Laune der Schüler stecke an: „Wenn ich mal schlecht drauf war, haben sie mich getröstet“, erinnert sie sich. Über kleine Mitbringsel wie Gummibärchen hätten sich die Kinder immer sehr gefreut. „Durch sie habe ich zu schätzen gelernt, was man selbst so alles hat“, ist Preiß überzeugt. Das Klima an der Schule sei die ganze Zeit über gut gewesen. „Die Lehrer haben mich immer mit einbezogen, mir aber auch Vertrauen entgegengebracht und mir viel alleine überlassen“, lobt sie.

Viele Schüler seien älter als sie, hätten aber immer Respekt gezeigt. Ihre guten Erfahrungen bestätigt der stellvertretende Schulleiter Georg Klein. „Die Bufdis sind für uns eine wichtige Hilfe in der Betreuung schwerstbehinderter Kinder“, sagt er. Nur sehr vereinzelt habe es in der Vergangenheit Schwierigkeiten gegeben. Für das bald beginnende Schuljahr 2017/2018 sucht er einen männlichen Nachfolger für Marielle Preiß. „Wir haben derzeit ausschließlich Frauen, die als Bufdi eingesetzt sind oder ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten“, erklärt er. Viele nutzen diese Möglichkeit als berufliche Entscheidungshilfe: „Oft haben sie diffuse Vorstellungen von ihrer Zukunft — so ein Einsatz kann helfen“, erklärt der stellvertretende Schulleiter. Die jungen Helfer sind ein Schuljahr lang bis zum 14. Juli 2018 in den Schulen tätig. Bufdis erhalten eine monatliche Vergütung von 372 Euro.

Wer sich für die Arbeit an der Sebastianus-Schule interessiert, sollte einen Vormittag dort hospitieren. Informationen gibt es unter der Rufnummer 02131/795810.

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