Yvonne Gebauer in Neuss G8 und G9: „Es gibt keinen Flickenteppich“

Neuss. · FDP-Landesschulministerin Yvonne Gebauer war zu Gast bei der Neusser CDU.

 Der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings (2.v.l.), seine Ehefrau Florence (l.) und CDU-Chef Jürgen Brautmeier (r.) begrüßten die FDP-Ministerin Yvonne Gebauer (2.v.r.).

Der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings (2.v.l.), seine Ehefrau Florence (l.) und CDU-Chef Jürgen Brautmeier (r.) begrüßten die FDP-Ministerin Yvonne Gebauer (2.v.r.).

Foto: CDU Neuss

An Aufgaben und Herausforderungen mangelt es der Landesschulministerin Yvonne Gebauer nun wahrlich nicht. In der Eventlocation Wetthalle hat sie erklärt, was sie seit ihrem Amtsantritt vor ziemlich genau zwei Jahren. Gebauer erklärte aber auch, was es noch zu tun gebe und wo es hake. Ein gravierendes Problem: Die Suche nach geeigneten Fachkräften.

Der Neusser CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings interpretierte die Tatsache, dass eine FDP-Ministerin auf einer CDU-Veranstaltung spricht, so: „Das zeigt, wie gut die Zusammenarbeit im Land funktioniert.“ Und er schob noch ein weiteres Kompliment hinterher: „Frau Gebauer ist Mitglied einer anderen wichtigen Partei.“ Unter der riesigen, sich langsam drehenden Disco-Kugel saßen Lehrer, Schuldezernentin Christiane Zangs und Vertreter der unterschiedlichen Fraktionen.

Nur drei Schulen bleiben laut Gebauer landesweit bei G8

Immer wieder gab es Applaus für die Ministerin, die den Eindruck erweckte, einen guten Job zu machen. Unter dem von Geerlings bewusst schwammig gefassten Thema „Bildungspolitik in Nordrhein-Westfalen: Talente entdecken, Potenziale fördern, beste Bildung gestalten“ erfuhren die Zuhörer beispielsweise, dass die Umstellung von G9 auf G8 im vollen Gange sei, dass nur drei Gymnasien in Nordrhein-Westfalen bei G8 blieben. „Es gibt also keinen Flickenteppich, wie von der Opposition prognostiziert“, erklärte die Ministerin. Die Kernlehrpläne seien soweit fertig, der Zeitplan werde eingehalten.

Bei der Umsetzung der Inklusion sieht es nicht so rosig aus. „Wir fragen derzeit ab, wer Schule des gemeinsamen Lernens werden will“, erklärte die FDP-Frau. Dann erfolgten die Stellenzuweisungen. „Es werden nicht alles Sonderpädagogen sein“, kündigte die Ministerin an. Was ihr Sorgen bereitet: „Es werden bis zu 15 000 Lehrer fehlen in den nächsten Jahren.“

Zugleich werde es für die Sekundarstufe II ein Überangebot von bis zu 16 000 jungen Lehrkräften geben. Der Lehrermangel sei im Ruhrgebiet am größten, es mangele auch an sozialpädagogischen Fachkräften. Die Anzahl der Studienplätze sei deshalb landesweit um 250 erhöht worden. Die Ministerin will darüber hinaus auch die berufliche Bildung stärken – dafür wurde eine Agenda mit 56 Maßnahmen auf den Weg gebracht. Kontakte zu allen relevanten Akteuren wie Handwerksbetrieben und Industrie- und Handelskammern sollen dem stetig wachsenden Fachkräftemangel entgegenwirken. Die „Talentschulen“ sollen Problemviertel aufwerten, sie als Wohnort für Eltern mit schulpflichtigen Kindern interessant machen.

Die Ministerin möchte, dass in den Grundschulen wieder mehr Wert auf Lesen, Schreiben und Rechnen gelegt wird. Der CDU-Vorsitzende Jürgen Brautmeier eilte nach dem Vortrag mit dem Mikrofon immer dorthin, wo jemand aufzeigte. Nein, ein Fach „Europa“ werde es nicht geben, ja, sie werde sich für den Erhalt von Förderschulen einsetzen.

Nicht viel hält die Ministerin von einem Kopftuchverbot für muslimische Schülerinnen – sie hält es für kaum umsetzbar. Als Problem betrachtet Gebauer allerdings, dass immer mehr muslimische Kinder und Jugendliche fasten, was ihre Leistung einschränke. „Solche Debatten gehören in die Gesellschaft und nicht ins Klassenzimmer“, gab die Ministerin zu bedenken.

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