Schützen auf dem Münsterplatz

Schützen lassen sich versorgen — auch am Theater und auf dem Münsterplatz.

Schützen auf dem Münsterplatz
Foto: André Duhme

Neuss. Ich will ’nen Schützen als Mann. Den Traum zahlloser Neusser Damen, Mädchen, Röskes bringt Linda Riebau aus dem Ensemble des Rheinischen Landestheaters temperamentvoll auf die kleine Bühne hinter dem Theater. Biwak am RLT, das heißt immer: Showeinlage inbegriffen.

Schützen auf dem Münsterplatz
Foto: Duhme

Bei einigermaßen angenehmem Wetter machen es sich die Schützen auf der Terrasse bequem, empfangen Königspaar, Präsident, Schützenmeister und Oberst in ihrer Mitte und lassen sich von denen, die sonst auf der Bühne stehen, mit Bier versorgen. Am Ehrentisch wird allerdings Wasser serviert.

Schützen auf dem Münsterplatz
Foto: Duhme

Kurze Begrüßung vom Fördervereinsvorsitzenden Joachim Rulfs — der um Sponsoren wirbt —, dann folgt Hausherrin Bettina Jahnke, Intendantin und in den letzten Probearbeiten für das Saison-Eröffnungsstück „Das Himbeerreich“. Jetzt aber ist Schützenfest, den Fackelzug hat sie auch gesehen („einfach super“), nun heißt es König und Königin zu grüßen und die Versorgung sicherzustellen.

In Robe entert Linda Riebau das Podest, begleitet von Sebastian Zarzutzki am Keyboard und zwei schmucken Jungs für den Hintergrund. Ein Flirt mit Königin Andrea („Ich darf doch ’Du’ sagen?“), die Feststellung, „wir Frauen in Neuss wollen doch alle Königinnen werden“, dann singt sie es den Gästen, mindestens so direkt wie einst Gitte Henning: „Ich will ’nen Schützen zum Mann.“ Den Schützen gefällt’s, doch die beiden Jungs auf der Bühne wehren die Aufforderungen der Sängerin ab. Was wollen sie denn? Klar: „Ich will ’nen Schützen als Mann.“ Mitsingen, Beifall, Abgang. Das Königspaar hat noch reichlich Termine.

Gegen 13 Uhr schlägt Rainer III. mit seiner Königin Andrea beim Schützenbiwak der Volksbank auf dem Münsterplatz auf. Bestens gelaunt, vielleicht aber doch leicht betrübt, dass die königliche Regentschaft bald ein Ende hat.

Das älteste Neusser Biwak ist auch zum 35. Mal gut besucht. Rund 1300 Schützen gehen den Tag bei einem kühlen Frankenheim, Schnitzel und Kartoffelsalat ganz locker an.

Das Bundesfanfarenkorps Neuss-Furth sorgt auf der Bühne für vertraute Töne, und Gastgeber Rainer Mellis begrüßt die Schützen wieder einmal launig. Für Volksbank-Marketingchef Christian Feldbinder ist es das elfte Biwak. Zur Gerüchte-Hitliste, welche Aspiranten auf den Königsvogel schießen, zuckt Feldbinder nur mit den Schultern.

Offiziell bekannt ist, dass Christoph Napp-Saarbourg erneut auf der Schützenwiese antreten wird, als weiterer Anwärter steht Ronald Geisler auf der Liste. Auch ein Vater mit seinem Sohn wolle auf den Holzvogel zielen, macht ein Gerücht im Schatten von St. Quirin die Runde: Egon und Markus Reipen. Am Abend schließt die Königsliste mit den genannten vier Bewerbern.

Bis die Mitglieder des Grenadierzuges „Rheinbrüder“ einmal einen Schützenkönig stellen, wird wohl noch viel Wasser den Rhein herunterfließen. Die 17- bis 18-Jährigen ziehen das erste Mal mit. Bei ihrem ersten Biwak amüsieren sie sich bereits königlich. „Wenn die Musik aufspielt, alle marschieren, das macht Gänsehaut“, sagt Christopher Fedder (18) ganz routiniert. (Ober-)Leutnant Niklas Tauch hat die ehemaligen Schul- und Fußballkameraden zusammengebracht. Schützen seien uncool? Nö, keineswegs, sagt Fedder. Das fänden auch die Mädchen. Der Zugkönig heißt übrigens Sergan Güner.

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