RLT-Bühne: „Faust hat Hunger und verschluckt sich an einer Grete“
Bettina Jahnke hebt den wortgewaltigen Text von Autor Ewald Palmetshofer behutsam auf die Bühne.
Neuss. Sechs Personen stehen vereinzelt auf der Bühne, vor der überlebensgroßen, teils gehäuteten Gestalt einer Schwangeren. Die beiden Hauptfiguren bleiben unsichtbar, ihre Tragödie lässt sich nur aus den Erzählfetzen der anderen rekonstruieren. Es ist kein einfaches Stück, das Intendantin Bettina Jahnke am Freitagabend auf der RLT-Bühne präsentierte.
Gleichwohl hat sich die Mühe für das knapp anderthalbstündige Stück gelohnt. „Faust hat Hunger und verschluckt sich an einer Grete“. Zugegeben, der Titel besitzt Kalauerqualitäten. Doch der Autor Ewald Palmetshofer interessiert sich weniger für Schenkelklopfer als für die Frage nach Glück und Begehren. Palmetshofer ist ein Shootingstar nicht nur in der österreichischen Theaterszene. 1978 geboren, wurde er mit 30 Jahren zum Nachwuchsdramatiker des Jahres ernannt und erhielt 2011 einen Förderpreis der Stadt Wien.
Seine „Faust“-Adaption, 2009 uraufgeführt, überträgt Goethes klassischen Stoff ins 21. Jahrhundert. Das Thema ist bekannt: der Mensch mit seinem Streben nach Glück und Lebenssinn. Die Aufgabe ist nicht einfacher geworden in den vergangenen 200 Jahren, wie der Autor zeigt und wie Bettina Jahnkes Regie herausarbeitet.