Rheinland-Klinikum Neuss : Krankenhausleiter freigestellt
Neuss Aufsichtsgremien nennen Interview-Äußerungen von Nicolas Krämer inakzeptabel.
Mit der Beurlaubung regieren die Vertreter der Aufsichtsgremien auf ein Interview, das Krämer vergangenen Freitag der Initiative „Düsseldorf hält zusammen“ gegeben hatte. Darin äußerte er sich in einer Art und Weise über Frauen in Pflegeberufen, die die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann entwürdigend nennt. Sie hatte am Donnerstag gemeinsam mit Elisabeth Heyers, der Vorsitzenden des Beteiligungsausschusses, ein Statement veröffentlicht, in dem sie von den Aufsichtsgremien Konsequenzen gegenüber Krämer fordern. Diese Reaktion so Koenemann, „muss deutlich ausfallen“ – und fiel sie auch. Die Äußerungen und die damit gezeigte Haltung Krämers zur Bezahlung und Motivation insbesondere weiblicher Pflegekräfte zur Ergreifung dieses Berufes, heißt es in einer Erklärung der Verantwortlichen, würden als inakzeptabel und „schädlich für das Ansehen des Krankenhauses und der dort Beschäftigen angesehen“.
Über eine Stunde lang hatte sich Kremer in dem Live-Interview dazu geäußert, wie sich das Rheinland-Klinikum in der Corona-Krise aufstellt, wie viele Betten für Corna-Patienten frei gehalten werden und dass die Kapazitäten auf den Intensivstationen verdoppelt wurden.
Dafür gab es viel Lob in den Kommentarspalten der sozialen Medien, über die das Interview verbreitet wurde. Doch zwei Äußerungen lösten nur Empörung aus: Krämers Satz „Vielleicht träumt die eine oder andere Krankenschwester ja davon, einen Chefarzt kennenzulernen“ wurde im Netz als antiquiert, chauvinistisch und von Betroffenen als „Schlag ins Gesicht“ kritisiert.
Auch sein Versuch im Interview mit dem, wie er sagt, Gerücht Schluss machen zu wollen, dass Krankenpflege „per se schlecht bezahlt ist“, missriet gründlich. Die von Krämer angeführten 55- bis 70.000 Euro Jahresgehalt, die in der Stations- beziehungsweise Pflegedienstleistung und damit an der Spitze der Gehaltspyramide erreicht werden könnten, wurden als „Mondscheingehälter“ tituliert. „Wer behauptet, eine Schwester verdiene nicht schlecht und dabei eine Stationsleitung mit vielen Diensten anführt, hat ja wohl den Knall nicht gehört“, kommentiert zum Beispiel Michaela Robben auf Facebook.
Krämer Ergänzung, dass jemand, der sich für diesen Beruf entscheidet, kein Einkommensmillionär werden wolle, machte die Sache nur schlimmer. Seine Hinweise, dass gerade die Menschen in Pflegeberufen Respekt und Anerkennung verdienen und die Corona-Krise vielleicht der richtige Zeitpunkt sei, um über bessere Tarife für sie zu sprechen, verbesserten den Gesamteindruck nicht. Auch der SPD-Parteivorsitzende Sascha Karbowiak nannte Krämers Äußerungen „unangemessen und falsch“.