Fahndungen im Rhein-Kreis Neuss Polizisten suchen verschwundene Kinder

Rhein-Kreis. · Immer wieder verschwinden im Kreis Minderjährige. Was tun die Ermittler dann?

 Die Polizei versucht stets, schnell ein Lebenszeichen der Verschwundenen zu bekommen.

Die Polizei versucht stets, schnell ein Lebenszeichen der Verschwundenen zu bekommen.

Foto: Jörg Knappe

Sie heißen Naomi, Chantal und zuletzt Ramin. Die 17-Jährige aus Nievenheim verschwand Anfang Juni und tauchte am vergangenen Donnerstag in Berlin auf. Immer wieder verschwinden im Rhein-Kreis Neuss Kinder – und werden meist wenige Stunden oder Tage später wieder gefunden. Wie viele es genau sind, weist die Kreispolizei nicht genau aus, insgesamt suchten die Beamten im vergangenen Jahr 898 Menschen. 2019 sind es, Stand Juni, 348 Personen. „Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger ist es für uns, ganz schnell eine Spur zu finden“, sagt Diane Drawe, Sprecherin der Polizei im Rhein-Kreis Neuss.

Nur selten steht hinter dem Verschwinden eines Kindes eine Straftat. „Das kommt quasi nie vor, trotzdem ziehen wir alles in Betracht“, so Drawe weiter. Meist seien die Kinder ausgebüxt, etwa weil es zu Hause Ärger gibt und die Verhältnisse ohnehin schwierig sind. Andere Gründe können Liebesschmerz, Probleme mit Pflegeeltern oder -heimen sein.

Das wichtigste für die Beamten ist, möglichst schnell ein Lebenszeichen zu erhalten. Bei älteren Kindern ist das einfach. Fast alle haben ein Handy und sind in verschiedenen sozialen Netzwerken aktiv. Die Polizei kann dann meist einfach herausfinden, wo sich die Person aufhält. Bei jüngeren Kindern wird es problematischer. Hier ist die Polizei stärker auf Zeugen und Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Verschwindet ein Kind im Kindergartenalter, kann jede Sekunde zählen. Drawe erinnert sich an den Fall eines Fünfjährigen. Die Eltern hatten ihn als vermisst gemeldet, weil sie davon ausgingen, er habe das Haus verlassen. Die Polizei suchte mit einem Hubschrauber nach ihm. Es stellte sich später raus, dass der Junge sich unters Sofa gelegt hatte und dort eingeschlafen war.

Nur wenn alle anderen Maßnahmen versagen, entscheidet sich die Polizei für eine öffentliche Fahndung und sucht das Kind mit Bild. „Wir sind vorsichtig, auch wenn die Bilder nach dem Wiederfinden gelöscht werden müssen, bleiben sie immer irgendwo im Internet“, sagt Drawe. Oft verschwindet ein Kind auch mehrmals. Die Suche startet direkt nachdem die Eltern feststellen, dass das Kind weg ist – Fristen, ab wann die Polizei ermittelt, gebe es nur in Krimis, sagt Drawe. „Wir kümmern uns sofort“, sagt sie.

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