Rhein-Kreis Neuss: Schuldenfalle Barbaraviertel

Schuldenatlas: 33.600 Menschen im Kreis sind überschuldet. Besonders viele sind es in Neuss.

Rhein-Kreis Neuss. Auf den ersten Blick sind die Daten erfreulich: Die Zahl der überschuldeten Menschen im Rhein-Kreis Neuss ist in diesem Jahr um 3900 gesunken. Der Haken: Die Zahl der Menschen, die einen besonders großen Schuldenberg aufgehäuft haben, ist gestiegen. Das ergibt sich aus dem aktuellen Schuldneratlas für die Region, den die Wirtschaftsauskunftei Creditreform mit Sitz in Neuss in Zusammenarbeit mit der Volksbank Düsseldorf-Neuss erstellt hat.

Demnach sind 33.600 der 363.800 Menschen über 18 Jahren, die im Rhein-Kreis leben, überschuldet. Die Schuldner-Quote beträgt 9,25 Prozent, im Vorjahr lag der Wert noch bei 10,35 Prozent. Als überschuldet gilt jemand, wenn seine regelmäßigen Ausgaben durch die Einnahmen nicht mehr gedeckt sind.

Beim Blick auf die Zahlen spricht Creditreform-Geschäftsführer Detlef Frormann von "ermutigenden Ergebnissen, aber auch ernüchternden Perspektiven". Zwar nehme die Gesamtmenge der Schuldner ab, jedoch steige die Zahl derer, die immer tiefer in die Schuldenfalle gerieten.

Im Rhein-Kreis sind das immerhin 18.500 Menschen, 200 mehr als 2008. Die geringste Schuldnerrate im Kreisgebiet weist traditionell die Stadt Meerbusch auf. In Kierst und Nierst sind nur etwas mehr als 4Prozent der Einwohner über 18 Jahren überschuldet. Auch in Jüchen (Rath/Wallrath) und Dormagen (Delhoven/Straberg) liegt die Quote unter 5Prozent.

Die höchste Schuldnerrate kreisweit gibt es in Neuss (11,5%). Spitzenreiter ist das Barbaraviertel. Hier ist jeder vierte Einwohner über 18 Jahren überschuldet. "Eine dramatische Zahl", so Rainer Bovelet von Creditreform. Dahinter folgen Furth-Süd (15,1%), Erfttal (14,9%), die Innenstadt (14,8%) und Weckhoven (14,7%).

Für die kommenden beiden Jahre rechnet Bovelet mit einer neuen Überschuldungswelle: "Die Krise ist bislang noch nicht richtig durchgeschlagen, dennoch gibt es einen Trend zur strukturellen Überschuldung." Hauptauslöser sei weiterhin die Arbeitslosigkeit, weshalb Bovelet einen Anstieg der Schuldnerzahlen erwartet.

Positiver ist die Entwicklung bei de den Verbraucher-insolvenzen. Von diesem Instrument machten in diesem Jahr bisher 440 Personen Gebrauch, 19 weniger als 2008. Das entspricht einem prozentualen Rückgang um 13,2 Punkte. Der Rhein-Kreis Neuss ist die einzige Körperschaft in der Region Düsseldorf, in der die Zahl der Verbraucherinsolvenzen rückläufig ist.

Dennoch ordnet Rainer Bovelet diese Aussage ein: Erst rund 9 Prozent aller Überschuldeten in der Region hätten Insolvenz angemeldet, der Rest könnte diesen Weg in Zukunft auch noch beschreiten.

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