Religionsunterricht: Als Isa auf die Welt geschickt wurde

Kinder der Grundschule Die Brücke erzählen von Weihnachten.

Neuss. Ja, über Weihnachten können sie viel erzählen, sagen Ouissa und Ashraf, Arbenita und Turkan. Ein großes Fest ist das für ihre Mitschüler. Und für sie? „Es geht um Jesus, der heißt Isa“, sagt Hamza. Welat ergänzt: „Und das ist einer von unseren Propheten.“ Jesus, Isa: Das geht an diesem Morgen in der Grundschule Die Brücke gut durcheinander. Was aber den Propheten des Islam vom Gottessohn des Christentums trennt, wissen die meisten Kinder hier genau.

Die Grundschule am Weißenberger Weg ist die einzige Schule im Kreis, an der seit dem Sommer Islamunterricht angeboten wird. Das Interesse ist groß und kann längst nicht von der einzigen Lehrerin Fatime Süreyya Alarslan abgedeckt werden. Die Kinder aus den dritten Klassen, die jetzt über Weihnachten nachdenken, nehmen daran teil. Ihre Eltern kommen aus Marokko und Mazedonien, aus dem Kosovo, Syrien oder Bosnien.

Ein Fest ist Jesu Geburt für die Kinder nicht. Was geschehen ist vor 2000 Jahren, wissen sie dennoch. Dass Isa ohne Vater auf die Welt gekommen ist, zum Beispiel. Reda sagt: „Maryam hat sich ein Kind gewünscht. Dann kam der Engel Gabriel und sagte, Gott wird dafür sorgen. Aber sage es niemandem.“ Warum, nicht? Für Forka ist die Sache klar. Ein Kind ohne Mann, da werden die anderen sie doch auslachen oder beschimpfen.

Jedenfalls: Das Baby wird geboren, in einer Scheune, „da, wo die Tiere essen“. Drei Männer, die einen Stern gesehen haben, sind da. „Sie wissen, das ist ein neuer Prophet. Und dann haben sie sich gebückt und gebetet und vielen Dank gesagt“, weiß Burat.

Der Sohn von Gott, wie die Christen das glauben, ist dieser Prophet nicht, erklärt Dilara. Aber Arbenita und Samiha betonen: Schon als Baby habe er gesprochen, später Vögel aus Lehm gemacht und Blinde geheilt.

Und der Tod von Isa-Jesu? Am Kreuz gestorben sei er nicht, sagen die Kinder. Gott habe ihn in den Himmel geholt, von da werde er wiederkommen, kurz bevor die Welt untergeht. Ouissa erklärt: „Wenn alle Menschen böse geworden sind, kommt er wieder und macht sie wieder lieb.“ Und Welat ergänzt: „Er zeigt ihnen dann, was richtig ist, wie alle Propheten.“

Nun kommen also die Feiertage. Schön finden die Jungen und Mädchen, dass es überall leuchtet und glitzert, „dass soviel geschmückt ist wie in Marokko beim Opferfest“, sagt Hamza. In einigen Familien gibt es auch einen Tannenbaum und Kugeln, in anderen nicht.

Nicht wenige Kinder bekommen Geschenke — bescheidene. Schokolade, Kalender werden aufgezählt. Die Kinder schenken auch: Für ihre kranke Lehrerin haben sie ein Bild mit Weihnachtsmotiven gemalt.

Nur von einem ist an diesem Morgen gar keine Rede: Der Weihnachtsmann findet einfach bei den lebhaften Gesprächen nicht statt. Was ja auch ganz schön ist.

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