Projekt Barrierefreiheit soll Schule machen

Neusser Kita erhält Siegel. In Kaarst will man Aktion übernehmen.

Neuss/Kaarst. Wer mit einem Rollstuhl in Neuss oder Kaarst unterwegs ist, kennt das Problem: Treppen machen es unmöglich, in ein Geschäft zu kommen, die Toiletten im Keller der Gaststätte sind unerreichbar. Das Stadt-Projekt „Neuss barrierefrei“ versucht seit einem Jahr Abhilfe zu schaffen. ist die zwölfte Einrichtung mit dem Signet „Barrierefrei“ ausgezeichnet worden. Auch in Kaarst will man das Projekt bald an den Start bringen.

„Wir sind nicht unzufrieden. Natürlich könnten es mehr Bewerber sein, aber wichtig ist, im Gespräch zu bleiben und die Menschen zum Umdenken anzuregen“, sagt Hans Schlösser vom Projekt „Neuss barrierefrei“. Vor gut einem Jahr ist die Aktion in Zusammenarbeit mit Behinderten-Verbänden, Händlern, Verwaltungen und anderen Institutionen entwickelt worden. In Neuss haben bislang zwölf Geschäfte und Institutionen das Siegel erhalten. Unter ihnen sind zwei Optiker, eine Kanzlei sowie Häuser der Lebenshilfe.

Dienstag erhielt die erst Kindertageseinrichtung in Neuss das Signet: die integrative Kita „Am Baldhof“. Der Neubau wurde 2010 bezogen und bietet 57 Kindern, darunter sieben mit einer Behinderung, Platz. In dem Gebäude wurden die Türen extra breit angelegt, damit auch Rollstuhlfahrer durchfahren können. Außerdem sorgt eine besondere Farbgestaltung für bessere Orientierung — wichtig zum Beispiel für sehbehinderte Kinder. „In einem Neubau ist es natürlich einfacher, die Kriterien zu erfüllen“, gibt Lebenshilfe-Geschäftsleiterin Cornelia von Gehlen zu. Trotzdem ist sie stolz auf die Auszeichnung. „Inklusive Bildung fängt bei den baulichen und räumlichen Voraussetzungen an“, sagt Projektleiter Harald Jansen.

„Eigentlich sollten alle Kitas barrierefrei sein, aber oft sind das Gebäude, die gebaut wurden, als Inklusion noch kein Thema war“, sagt Hans Schlösser. 65 Anträge liegen noch auf seinem Tisch. Besonders Gaststätten würden sich jedoch schwer tun, ihre Gebäude barrierefrei zu gestalten.

„Nehmen Sie nur die Toiletten. Die liegen oft im Keller. Ein Umbau wäre ganz schön teuer“, erklärt Schlösser. Obwohl er gerne noch mehr Signets verleihen würde, ist ihm wichtig, dass es eine freiwillige Aktion bleibt.

In Kaarst soll der Startschuss für das Signet noch in diesem Quartal erfolgen. Im Moment laufe noch das Vertragsverfahren zwischen dem Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung in Berlin und der Stadt Kaarst, so Stadtsprecherin Sigrid Hecker.

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