Vorschlag für eine vitale Nordstadt Offensive zur Hinterhof-Nutzung

Nordstadt. · Die Koalition will Gewerbe auf brachliegenden Flächen ansiedeln.

CDU und Grüne starten eine Heimatoffensive unter wirtschaftlichen Vorzeichen. „Furth in zweiter Reihe“ könnte sie heißen, denn die Koalition will — angestoßen von Roland Kehl (Grüne) — die Höfe und Flächen hinter den Häuserzeilen von Further, Venloer und Kaarster Straße in den Blick nehmen. 10 000 Euro stehen im kommenden Jahr für eine Untersuchung zur Verfügung.

Das Projekt verfolgt das Ziel, so Kehl, „den Bestand der Handwerks- beziehungsweise Dienstleistungsbetriebe sowie der Kultureinrichtungen zu erfassen und zu sichern“. Diese Bemühungen würde die Koalition dort, wo solche Höfe öd gefallen sind, durch Neuansiedlungen unterstützen. Vorstellbar seien kleine Manufakturen und Dienstleister, ergänzt um ehrenamtlich geführte Reparaturwerkstätten oder Upcycling-Initiativen, wo aus alten Dingen neue Produkte entstehen. Kehl schlägt deshalb ein anderes Motto vor: „Bewährtes erhalten und Neues ergänzen – Für eine lebendige Nordstadt“.

Für Ingrid Schäfer (CDU) ist die Kreishandwerkerschaft ein natürlicher Verbündeter bei dieser Idee, das Amt für Wirtschaftsförderung eher weniger. Das begründet sie mit den Flächen („Da steckt ein großes Potenzial drin. Es müsste sich nur jemand darum kümmern“) und der Historie. Denn als sich 1876 mit dem Bau der Schraubenfabrik die Stadt in Richtung Furth ausdehnte, entstanden Wohnhäuser mit großen Flächen dahinter, auf denen sich Handel, Handwerk und Gewerbe ansiedelten. In den 1950er Jahren allerdings setzte ein Abwärtstrend ein: Immer mehr dieser Betriebe in zweiter Reihe gaben auf. „Viele Hinterhöfe liegen heute brach und verkommen“, sagt Schäfer. „Wenn man Glück hat, siedelt sich noch eine Ballettschule oder ähnliches an.“

Schäfer befürchtet, dass es „nur“ neue Einzelhandelsflächen gibt

Der Blick auf die „lebendige (weil kleinteilige) Nordstadt“ mischt sich bei der Koalition mit der Skepsis, dass auf dem Areal der ehemaligen Schraubenfabrik, auf dem die Düsseldorfer Bema-Gruppe einen kleinen Stadtteil entstehen lässt, tatsächlich auch das erhoffte Gewerbe Platz findet. Der Investor redet davon, meine aber eher großflächigen Einzelhandel, behauptet Schäfer. Oder Frisöre. Aber das alleine könne es ja auch nicht sein.

Sie würde sich wünschen, wenn der Blick in die Hinterhöfe zumindest teilweise bei dem laufenden ISEK-Verfahren (Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) für das Bahnhofsumfeld Berücksichtigung fände. Die Anwohner müsste eine Neubelebung der Höfe nicht schrecken, ergänzt Kehl: „Dank neuer Techniken sind die Betriebe heute, was Lärm und Abgase angeht, deutlich verträglicher.“

Das Projekt „Hinterhof“ nimmt nicht zufällig den Stadtteil in den Blick, in dem ursprünglich die erste „Heimat-Werkstatt“ etabliert werden sollte. Im Juni war der Beschluss dazu gefallen, um so 40 000 Euro aus Landesmitteln für Neuss nutzbar zu machen. Die seitdem bekannt gewordenen Förderrichtlinien zum Programm „Heimat – Wir fördern, was Menschen verbindet“ übersetzt Schäfer so: „Viel Aufwand für relativ wenig Geld.“ Inzwischen steht auch fest: Mit wesentlichen Maßnahmen dazu ist in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen.

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