Pegel wird sich verdoppeln

Im Deichvorland werden erste Wege wohl schon am Sonntag gesperrt.

Neuss. Tauwetter und Regenfälle: Diese Kombination sorgt nicht nur für unfreiwillige Rutschpartien auf den Gehwegen, sondern lässt auch den Rheinpegel ordentlich ansteigen. Wie der kommissarische Tiefbauamtsleiter Gerd Eckers ankündigt, werden wohl schon am Sonntag die ersten Wege im Deichvorland gesperrt. Das ist eine Maßnahme, die ab einem Neusser Pegelstand von sechs Metern ergriffen wird.

Zwar wurde am Freitag um 5 Uhr vor Ort noch ein Stand von rund vier Metern gemessen, doch Eckers schätzt, dass sich der Pegel in den nächsten Tagen verdoppelt. Er sagt: „Wir erwarten einen Stand von sieben bis acht Metern.“ Vorausgesetzt, der Regen lasse wie erwartet nach und es gebe keine Schneeschmelze in höheren Regionen — ansonsten könne es auch mehr werden. Dabei ist für Neuss weniger entscheidend, wie das Wetter vor Ort ist. Eckers: „Wir schauen an den Mittel- und Oberrhein und zur Mosel.“ Ab einem Stand von 7,50 Meter gehen in Neuss die ersten größeren Vorbereitungen los. Doch erst ab 10,50 Meter wird eine Deichwache eingesetzt, die den Wasserstand rund um die Uhr im Auge hat.

Dass das passieren wird, sieht Eckers jedoch noch nicht: „Wir sind weit weg von einer Bedrohung. Horror-Szenarien von einer Jahrhundertflut kann ich aus jetziger Sicht nicht stützen.“

Sollten Tauwetter und Regenfälle doch heftigere Auswirkungen haben, sei Neuss jedoch gut vorbereitet. Im Ernstfall wird ein komplexes Schutzsystem aktiviert, an dem insgesamt 170 Helfer mitwirken, die teilweise aus anderen Bereichen der Verwaltung extra für diese Aufgabe abgezogen werden. An der Spitze steht Gerd Eckers als Tiefbauamtsleiter zuständig für den Hochwasserschutz im Bereich Innenstadt. In Uedesheim laufen ebenso alle Fäden bei Eckers zusammen. Hier ist er Deichgräf des zuständigen Deichverbandes Uedesheim.

Eine Maßnahme, die bei Hochwasser getroffen wird, ist die Schließung der so genannten Deichtore. Der Deich ist kein durchgängiger Schutzwall. An einigen Stellen können beispielsweise landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge durchfahren. Diese „Lücken“ werden im Notfall mit Holzbalken oder Sandsäcken geschlossen.

Bei extremem Hochwasser ist zunächst die Industrie am Hafenbecken 1 betroffen. Schon ab einem Pegelstand von 9,30 Meter werden Flächen überflutet. Die Stadt erwägt daher schon seit längerem den Bau eines Hafensperrwerks. Das scheitert aktuell noch an einer mangelnden Ausgleichsfläche. Die ist jedoch zwingend notwendig, denn das Wasser, das nach dem Bau des Sperrwerks nicht mehr am Hafen abfließen könnte, würde sich sonst bei einem extremen Pegel an anderer Stellen bemerkbar machen.

Die ersten Wohnhäuser erreicht der Rhein an der Grimlinghauser Brücke bei einem Stand von 9,40 Meter. Doch Eckers erläutert: „Im Regelfall verläuft ein Hochwasser an diesen Stellen schadlos. Die Betroffenen kennen sich aus und schützen sich rechtzeitig selbst.“

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