Osterhasen-Werkstatt in Dormagen

34 Aussteller zeigten in Zons, wie aus Eiern mit viel Geschick Kunstwerke entstehen.

Dormagen. "Ach du dickes Ei!", platzt es aus einer Besucherin regelrecht heraus. Und damit liegt die Frau goldrichtig, ist das, was von ihr so ungläubig bestaunt wird, doch tatsächlich ein "dickes Ei". Gelegt von einem Strauß und filigran bearbeitet von der Künstlerin Bettina Wächter, war es bis gestern auf dem Ostereiermarkt in Zons zu sehen, der bereits zum 23. Mal im Kreismuseum stattfand.

Das etwa 15 Zentimeter messende Oval ziert ein altes Bauernhaus mit Strohdach, davor ein aufrecht gehender Osterhase, der die Post bringt. "Meine Eier zeigen Hasen in allen Lebenslagen", sagt Wächter, die extra aus dem hohen Norden nach Dormagen gekommen ist.

Hase mit Möhre, Hase mit Fahrrad, Hase mit Oma-Mützchen und sogar ein Kinderhase auf dem Schulweg. Auf den Hasen gekommen ist Wächter vor etwa 15 Jahren. "Damals wünschte sich mein Mann von mir, dass ich ihm zu Ostern ein bemaltes Ei schenke", erzählt sie. Und obwohl sie eigentlich gar nicht wollte, malte sie ihm eins.

Der Beschenkte zeigte sich überraschenderweise doch wenig begeistert. "Ich wollte doch kein Abziehbild", habe Wächters Mann enttäuscht gesagt. Umso größer war die Freude, als er erkannte, dass es die ruhige Hand seiner Frau gewesen war, die den kleinen Hasen mit Acrylfarben auf die Kalkschale gezaubert hatte. Von da an wollte Wächter nur noch eines: Eier.

Doch auch bei den meisten der 34 anderen Aussteller staunen die Besucher darüber, "was man mit einem Ei so alles anstellen kann". So auch bei Künstlerin Angela Reck, die ihre Kunst mit dem Begriff "Stroh-Applikationen" überschrieben hat.

Vermutlich, weil sie schon unzählige Male danach gefragt wurde, wie sie es denn schaffe, die Hühner- und Gänseeier derart kunstvoll zu gestalten, hat sie die Antwort gleich auf ein Schild geschrieben und gut lesbar in der Mitte ihres Standes postiert: "Ich schneide Stroh in winzige Teile. Mit einer Nadel und Leim klebe ich sie auf das Ei."

Dass die ausgeschnittenen Formen nicht selten so klein sind, dass sie nur mit Lupe und Nagelschere ausgeschnitten werden können, steht da allerdings nicht. Die unzähligen winzigen Strohteilchen sind zum Teil mit kupfern leuchtenden Farben bemalt, so dass die Eier mit ihren komplexen Mustern mitunter metallisch wirken.

Die kunterbunte Eierschau geht auch in den zwei Etagen des Neubaus vielfältig weiter. Bibelzitate, Blumen, Ornamente, Märchenszenen und sogar der ganze Globus - fast nichts, das sich nicht auf ein Ei bringen ließe.

"Die Auflage, die wir unseren Künstlern gemacht haben, ist, dass die gezeigten Arbeiten qualitativ hochwertig sind, egal in welcher Technik", sagt Museumsleiterin Angelika Riemann. Unbestritten hochwertig sind auch die Arbeiten von Annemarie Kreibich, die sich bei der Eiergestaltung ganz auf die Geometrie fixiert.

In einem mindestens zehnstündigen Gestaltungsprozess malt sie dreidimensional wirkende Quader auf die Schalen. "Dafür nehme ich einen Stift, dessen Spitze nur 0,18 Millimeter misst", sagt sie. Eine Besucherin fragt, ob sie auch im nächsten Jahr wiederkomme. "Nein", schießt es aus Kreibich heraus. "Nächstes Jahr mache ich mein eierfreies Jahr. Da will ich mal Weihnachtsdeko herstellen."

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