Neusser über den VfR: „Es ist eine Schande“

WZ-Mobil: Die Insolvenz des Vereins spaltet die Bürger. Die einen fordern Hilfe, andere finden, die Stadt habe genug getan.

Neuss. Ein Traditionsverein vor dem Aus: Der VfR Neuss macht wieder mit Negativschlagzeilen von sich reden. Erneut fehlt das Geld, dieses Mal lässt sich die Insolvenz nicht mehr abwenden. Das Ziel: Neustart zur kommenden Saison, dann in der Bezirksliga.

Der Niedergang des VfR bewegt auch die Menschen auf der Straße. Beim WZ-Mobil, das am Mittwoch auf dem Neusser Marktplatz stand, machten viele Neusser ihrem Ärger Luft. „Es ist eine Schande. Der VfR hat einfach keine Sponsoren“, sagt Karin Schütz (54). Das Schützenfest habe alle möglichen Geldgeber für sich beansprucht. „Da hat der VfR doch keine Chance.“ Dabei sei doch heute Bewegung, gerade für die Jugend, die immer unsportlicher werde, wichtiger denn je.

Doch wer ist schuld an der Misere? Katharina Gartz (84) meint: „Na die oberen Herren des Vereins. Alle haben ihre Geldquellen, nur hier in Neuss ist das scheinbar nicht möglich.“ Ihr Fazit: „Traurig sowas.“

Helfen sollte aus Sicht von Herbert Braun (67) auch der Bürgermeister. Genau anders sieht es Rudolf Müller (77). Er fragt: „Wie viele Chancen hat dieser Verein schon gehabt?“ Es könne nicht sein, dass die Stadt immer in die Bresche springe. Was fehle, seien die richtigen Leute innerhalb des Vereins.

Noch eine letzte Chance für den VfR — das wünscht sich Peter Joosten (62): „Wenn hier in Neuss so ein Verein verschwinden würde, das wäre echt schade.“ Einen anderen Blickwinkel hat da Werner Hassler (64): „Das ist doch eine Schande gegenüber den Vereinen, die auf sich alleine gestellt sind. Von denen hört man sowas doch auch nicht.“ Beim VfR gebe es einfach „Leute, die nicht mit Geld umgehen können“.

Den sportlich-sozialen Aspekt hat Uschi Malenke(72) im Blick. Sie sagt: „Der Sport ist wichtig für Neuss. Es macht Sinn, noch einmal zu helfen.“ Besonders nahe geht die Vereinspleite Helmut Lau (72). Er war über Jahre Maskottchen beim VfR, war bei den Spielen seiner Mannschaft immer mit der Tröte an vorderster Front vertreten — seit einigen Jahren jedoch nicht mehr. Er glaubt: „Mit dieser Mannschaft hat der VfR keine Chance. Die möchte sich keiner mehr angucken. Ich selbst auch nicht.“

Hans Krämer (76) erinnert sich ebenfalls vor allem an glorreichere Zeiten zurück, als er mit seiner Tochter regelmäßig die Spiele der Neusser besucht hat. Schuld am Niedergang sei auch die Stadt. „Um die Kirche wird sich gekümmert, aber Sport? Der kommt doch zu kurz. Höchstens Tennis wird in Neuss noch gefördert.“

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