Neusser SPD-Kandidat Thiel: „Windkraft für den Tagebau“

Rainer Thiel (60) kandidiert für die SPD im Wahlkreis Neuss II.

Rhein-Kreis Neuss. Rainer Thiel passe gut zu Hannelore Krafts Motto „Klare Kante“, hieß es, als bekannt wurde, dass der 60-Jährige für die Sozialdemokraten in den Düsseldorfer Landtag einziehen will. Entsprechend deutlich setzte sich der Vorsitzende der Kreis-SPD bei einer Kampfabstimmung um die Kandidatur im Wahlkreis 45 (Grevenbroich, Dormagen, Rommerskirchen) gegen Erik Lierenfeld durch. Einen aussichtsreichen Listenplatz hat Thiel nicht. Die WZ sprach mit ihm über den Wahlkampf, die Regionalbahn 38 und die Braunkohle.

WZ: Herr Thiel, was bedeutet die Wahl in Schleswig-Holstein für NRW?

Thiel: Sie zeigt, dass die SPD auf Zustimmung stößt. Wenn wir am Sonntag in NRW auch fünf Prozent zulegen, mache ich mir keine Sorgen. Das reicht für Rot-Grün. Dann hätten wir klare Verhältnisse.

WZ: Sie treten erstmals als Landtagskandidat an. Welche Ziele peilen Sie an?

Thiel: Ich will mich in Düsseldorf für gute Bildung, frühkindliche Förderung, wichtige Infrastrukturmaßnahmen und Arbeitsplätze einsetzen.

WZ: Zu Ihren Schwerpunktthemen im Wahlkampf gehört auch die Regionalbahn 38.

Thiel: Seit Jahren hagelt es Beschwerden. Die Züge zwischen Düsseldorf und Grevenbroich sind verspätet und überfüllt. Die R 38 sollte daher zwingend in eine S-Bahn umgewandelt werden. Dieser Ansatz wird vom Landrat blockiert. Doch Grevenbroich braucht — vor allem mit Blick auf die Stadtentwicklung — eine durchgetaktete S-Bahn-Anbindung nach Düsseldorf.

WZ: In Dormagen fehlen neue Gewerbeflächen. Sie wohnen in Delrath. Wie stehen Sie zur umstrittenen Erschließung des Gewerbegebietes Am Kohnacker?

Thiel: Die CDU will den Kohnacker als Gewerbegebiet. Aber das geht viel zu nah an die Wohnbebauung heran. Wir wollen das Gelände am Silbersee. Auf Initiative der SPD gab es gute Gespräche mit dem Eigentümer RWE. Zwei Drittel des Grundstücks, das sind etwa 35 Hektar, könnten gewerblich genutzt werden. Die Nähe zum Hafen in Stürzelberg ist von großem Vorteil.

WZ: Rechnen Sie sich Chancen aus, den Wahlkreis gegen Wiljo Wimmer (CDU) direkt zu gewinnen?

Thiel: Mein Wunsch ist es, den Wahlkreis direkt zu holen. Das ist nicht aussichtslos, wenn man an die SPD-Erfolge in dem früher anders zugeschnittenen Wahlkreis denkt. Ich bin motiviert, und vor Ort ist die CDU derzeit nicht so überzeugend.

WZ: Ihr schönster Moment im Wahlkampf?

Thiel: Ich habe sehr viel Zuspruch von den Menschen erfahren. Der Höhepunkt war eindeutig der Besuch von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft am Maifeiertag in Zons.

WZ: Wie können finanzarme Städte und Gemeinden wieder mehr Handlungsspielraum bekommen?

Thiel: Die Städte und Gemeinden im Kreis haben in den vergangenen Jahren über 270 Millionen Euro an Substanzverlust hinnehmen müssen, der Kreis selbst hat hinzugewonnen. Für die Kommunen muss der Bund bei den Soziallasten mehr tun. Das Land hilft mit dem Stärkungspakt Stadtfinanzen.

WZ: Wie schätzen Sie die Piraten ein?

Thiel: Das ist eine neue, aber normale Partei im Landtag, die jetzt beweisen muss, wofür sie steht.

WZ: Welche Zukunft hat die Braunkohle im Kreis?

Thiel: Die Tagebaue sind gesichert und können noch viele Jahre fortgeführt werden. Entscheidend ist, dass wir Klimaschutz und Industriepolitik zusammenbringen. Das könnte unserer Region ein neues Profil geben. Grevenbroich bleibt Kraftwerksstandort, aber wir müssen auch die Windenergie für uns nutzen. Dazu gehört auch die Überlegung, im Tagebau neue Windkraftanlagen zu bauen.

WZ: Wo sehen Sie die SPD am Sonntag?

Thiel: Mit den Grünen in einer stabilen Landesregierung.

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