Neusser HV wahrt weiße Weste

Handball-Drittligist gewinnt am letzten Spieltag gegen Hagen mit 27:26 und beendet die Saison damit ungeschlagen. Bayer unterliegt Longerich.

Neusser HV wahrt weiße Weste
Foto: Andreas Woitschützke

Neuss/Rhein-Kreis. Ein bisschen Wehmut kam dann doch auf nach dem vorerst letzten Spiel in der Geschichte der nhv1 Handball Spielbetriebs- & Marketing GmbH. Der Neusser HV hat sein Meisterstück in der 3. Liga West gemacht, die Saison mit 29 Siegen und einem Unentschieden beendet und in einem letzten, unfassbar intensiven Kampf den VfL Eintracht Hagen niedergerungen. 850 Zuschauer sahen beim 27:26 (12:12) den letzten Auftritt in einer tobenden Hammfeldhalle, bevor künftig die „Rhein-Vikings“ ihre Reise ins Ungewisse über den Rhein starten. „Wir können die Hammfeldhalle heute nicht abreißen, weil wir sie noch brauchen. Aber bitte lasst es uns alle zusammen versuchen“, appellierte Geschäftsführer René Witte vor der Meisterparty lachend ans Publikum.

Ceven Klatt zog beeindruckt ein Fazit einer Saison, die alle Erwartungen übertraf. Der Trainer, der nach dem Spiel seine Vertragsverlängerung um drei Jahre bekanntgab, hatte niemals mit einem solchen Jahr gerechnet: „Ich glaube jeder, der am 3. September unser erstes Saisonspiel hier gegen Ratingen gesehen hat, hat es nicht für möglich gehalten, dass wir kein einziges Spiel verlieren. Die Mannschaft ist mit jeder Aufgabe gewachsen.“

Gipfel dieser beispiellosen Saison war das Finale gegen Hagen, dem im Nachhinein beide Trainer unisono die höchste Güteklasse attestierten. „Wir haben heute ein großartiges Handballspiel auf Zweitliganiveau gesehen“, urteilte Gästecoach Nils Pfannenschmidt. Es war eine Partie, die sein Team phasenweise dominierte und zum Schluss, wie schon so viele Gegner zuvor in der Hammfeldhalle, doch entgleiten lassen musste. „Neuss hat heute in den entscheidenden Momenten alles richtig gemacht. So entscheiden sich Meisterschaften. Ich habe allergrößten Respekt vor der Saison, die ihr gespielt habt“, sagte Pfannenschmidt. Auch Hagen kann über die Relegation noch aufsteigen.

Obwohl es für beide Mannschaften um nichts mehr ging, spielten sie vor toller Kulisse mit maximaler Intensität. „Die Mannschaft wollte diese Saison mit aller Macht ungeschlagen beenden“, erklärte Klatt. Den besseren Beginn erwischten trotzdem die Gäste, die nach sieben Minuten mit 5:1 führten. Auch wenn Neuss schnell aufholte, blieb Hagen im Grunde bis zur 57. Minute in Führung — aber eben nicht am Ende. NHV-Torwart Mikkel Moldrup hielt sechs Sekunden vor Schluss den Sieg fest.

Bayer Dormagen verlor derweil sein letztes Spiel mit Alexander Koke auf der Trainerbank deutlich mit 30:41 (13:16) beim Longericher SC. Einen Vorwurf wollte der 37-Jährige, der sich künftig ganz seinem Lehrauftrag an der Universität Halle/Saale widmt, aber keinem machen, standen ihm ohne die Juniorenspieler nur zwei Torhüter und acht Feldspieler zur Verfügung. Koke: „Die Wechselmöglichkeiten waren extrem eingeschränkt.“

Im Rückraum mussten Kevin Christopher Brüren, mit 11/1 Toren erfolgreichster Werfer, Jonathan Eisenkrätzer (3) und Max Bettin (7) durchspielen. Nach der Pause ließ die Konzentration vor 500 Zuschauern vor allem im Abschluss nach. „Wir haben Longerichs Torhüter zum Weltmeister geworfen“, sagte Koke. Das Fatale: Fast jede Parade von Valentin Inzenhofer führte zu einem Tor per Gegenstoß.

Kokes Saisonfazit: „Neuss, Hagen und Longerich waren einfach stärker und stehen zu Recht vor uns.“ Für die kommende Spielzeit sieht er den TSV gut gerüstet: „Die Jungs haben das Zeug, oben mitzuspielen.“

Die 407 Zuschauer in der Korschenbroicher Waldsporthalle sahen zum Abschluss einen unterhaltsamen 42:37 (22:19)-Sieg des TVK gegen die SG Ratingen. Für einen Großteil der Mannschaft war es der letzte Auftritt. Mit dem Schlusspfiff traf Max Zimmermann zum Endstand und sicherte sich damit den Titel des Torschützenkönigs der Liga mit 215 Treffern. „Alle wollten, dass ich den letzten Ball werfe. Der war dann auch zum Glück drin“, sagte er lachend.

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