Neusser Grundstück heiß begehrt

Der Rat muss handeln — nicht übereilt, aber auch nicht verzögernd. 600 Arbeitsplätze sind nicht das einzige Argument.

Neuss. Das ist ganz großes Kino. Da gibt es eine Fläche, die über Jahrzehnte niemanden interessierte. Wenn schon, dann Büronutzung, so der Tenor. Das war dann irgendwann weder originell noch aktuell. Und da im vergangenen Herbst das Möbel-Unternehmen Segmüller einen schönen, großen Platz für ein großes Möbelhaus suchte, wurden auf der Messe Expo Real die ersten Kontakte geknüpft.

Gut ein halbes Jahr später zeigt sich auf der Fläche am Willy-Brandt-Ring beispielhaft der brutale Konkurrenzkampf auf dem Markt der großen Möbelhäuser. Expansion, Verdrängung, Verhinderung. Für Neuss ist die Lage derzeit verwirrend verworren.

Segmüller hat sich den Stadtverordneten vorgestellt und durchweg einen guten Eindruck hinterlassen. Noch aber halten sich die Politiker zurück. Wollen wir überhaupt ein Möbelhaus? Wollen wir es an dieser Stelle? Und was bedeutet das für die Innenstadt?

Das sind nicht die einzigen Fragen. Die Segmüller-Konkurrenten sind nicht untätig. Schaffrath, in Neuss mit Knuffmann und Küchenstudio vertreten, hat in Düsseldorf ein großes Grundstück für ein großes neues Haus erworben. Segmüller ganz in der Nähe ist da ein ernstes Problem, nicht nur für das Knuffmann-Haus. Dann lieber selbst auch in Neuss bauen, damit der Umsatz im Unternehmen bleibt?

Noch eine Nummer größer ist der Möbel-Mogul Krieger, dessen Vermögen auf 600 Millionen Euro geschätzt wird. Er zeigt ein lebhaftes Interesse an besagtem Grundstück. Pikant: Auch Krieger hat ein großes Grundstück gekauft — in Düsseldorf in unmittelbarer Nähe des Schaffrath-Areals. Noch jemand, der Segmüller verhindern will? Einer, der bereit ist, für das Neusser Grundstück mehr auf den Tisch zu legen als der Konkurrent aus Süddeutschland?

Bürgermeister Napp hatte am Montag das Vergnügen erst mit Schaffrath-Chefs, dann mit Krieger. Der bietet offensichtlich alles, was immer Segmüller auch vorschlägt, Schaffrath erwägt eine kleinere Lösung am Willy-Brandt-Ring. Der Vorschlag, der Rat möge an Segmüller verkaufen, ist noch nicht geschrieben. „Drucksache wird nachgereicht“, heißt es.

Eine schwierige Situation mit Protagonisten, die wohl nicht nur nach rein betriebswirtschaftlichen Aspekten handeln. Der Rat muss handeln — nicht übereilt, aber auch nicht verzögernd. 600 Arbeitsplätze sind nicht das einzige Argument. Aber ein gutes.

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