Neuss Weihnachten auf acht Pfoten

Neuss. · Ein Fest ohne ihre Hunde kann sich Familie Driesen nicht vorstellen. Sohn Leon kümmert sich um die Geschenke.

Tierische Weihnachten eleben Familie Driesen auf der Furth: Leon, Melanie, Marie-Sophie und Stepha Driesen (v. l.).

Tierische Weihnachten eleben Familie Driesen auf der Furth: Leon, Melanie, Marie-Sophie und Stepha Driesen (v. l.).

Foto: Andreas Woitschützke

Nika war zuerst skeptisch. Erst war da dieser grüne Nadelbaum, der im Wohnzimmer Einzug hielt. Und dann wurde er auch noch mit bunten Kugeln und Lichtern geschmückt. Von ihrem Sofa aus hat die Hündin das Treiben beobachtet. „Danach hat sie alles beschnüffelt und sich die Kugeln ganz genau angesehen“, erzählt Melanie Driesen.

Für die Australian Shepherd Dame ist es das erste Weihnachtsfest, das sie zu Hause mit ihrer Familie feiert. Im vergangenen Jahr ist sie mit Melanie, Stephan, Marie-Sophie und Leon Driesen in den Urlaub gefahren. Auch Vicky, eine Labrador-Mischlings-Dame war dabei. Die Familie hat sie vor fünf Jahren aus dem Tierschutz übernommen. Während Nika noch alles neugierig beäugt, nimmt Vicky den vorweihnachtlichen Trubel gelassen.

Dabei betrifft das Fest auch immer mehr Vierbeiner; zumindest könnte man den Eindruck bekommen, wenn man in der Vorweihnachtszeit durch die Geschäfte streift: Dort gibt es Adventskalender für Hunde und Katzen, Outfits in Nikolaus- oder Rentieroptik und in Niederkrüchten lud zuletzt ein Hundeweihnachtsmarkt Mensch und Tier zum Bummeln ein.

Auch bei „Kluge Tiernahrung“, einer Metzgerei für Hunde, beobachten die Inhaberinnen, dass in der Vorweihnachtszeit das Interesse an Kausnack-Mischungen und speziellen Leckerchen steigt. Das ganze Jahr über bieten sie artgerechtes, rohes Futter an – „ein besonderes Weihnachtsangebot haben wir aber nicht“, sagt Bettina Kluth.

In der Eventagentur von Birgit Imhof stehen die Zeichen auf Weihnachten: Sie bietet dort gemeinsame Aktivitäten für Hunde und ihre Besitzer an. Kürzlich gab es doch ein weihnachtliches Fotoshooting für den Vierbeiner und bei einem Krimisspaziergang ging es darum, den verschwundenen Weihnachtsmann zu finden.

Dennoch warnt die 43-Jährige vor „überzogenen Spinnereien“. „Wir können Hunden zu unserer Belustigung zwar Mützchen aufsetzen, mit ihnen Weihnachtslieder singen und sie mit Hundekeksen vollstopfen. So richtig gut geht’s ihnen allerdings nur, wenn wir sie artgerecht halten, beschäftigen und ernähren.“

Die Hunde beginnen Heiligabend mit einem langen Spaziergang

Auch Familie Driesen möchte es nicht übertreiben: „Ich bin dagegen, dass Hunde zu sehr vermenschlicht werden. Viele sehen ihre Tiere als Partner- oder Kinderersatz an. Wir wollen nicht, dass sich alles nur noch um das Tier dreht.“ Dass Vicky und Nika aber Weihnachten mitfeiern, steht für sie außer Frage. „Sie gehören schließlich zur Familie“, sagt Stephan Driesen.

Für Vicky und Nina beginnt der 24. Dezember so mit einem ausgiebigen Spaziergang. „Dann sind sie am Abend müde“, erzählt Melanie Driesen und lacht. Ansonsten versuchen sie den Abend so ruhig wie möglich angehen zu lassen. Alles andere sei für die Tiere Stress. „Sie merken ohnehin schon, dass wir aufgeregt sind.“ Beim Abendessen und der anschließenden Bescherung sind die beiden Hundedamen dabei: Dass auch für sie eine Kleinigkeit unter dem Baum liegen wird, dafür sorgt der zwölfjährige Leon. „Als er noch kleiner war, meinte er, dass es ja ungerecht wäre, wenn wir alle Geschenke kriegen und die Hunde nicht“, erinnert sich Melanie Driesen. Und worüber sich die beiden Fellnasen besonders freuen, weiß Leon genau. „Früher habe ich Spielzeuge gebastelt. Dieses Jahr schenke ich ihnen kleine Knochen.“

Vielleicht werden sie auch verpackt – dann aber nicht mit Glanzpapier, Tesafilm und roter Schleife. Nika bevorzugt Toilettenpapierrollen, die sie mit Vorliebe schreddert. „Wir schauen mal, ob wir eine artgerechte Verpackung finden, die die Hunde beschäftigt.“ Geschenke seien aber ohnehin nur Nebensache: „Sie freuen sich, wenn wir alle zusammen sind und Zeit miteinander verbringen.“

Ein Weihnachtsfest ohne Hunde können sich Marie-Sophie und Leon gar nicht vorstellen. Und so gab es auch schon ein trauriges Fest: Vor gut zwei Jahren ist ein Hund wenige Tage vor Weihnachten gestorben. „Heiligabend haben wir viel an ihn gedacht und daran, wie sehr er fehlt“, erzählt Melanie Driesen.

Es wird kurz still am Esstisch der Familie, dann sehen sie zu Nika, die in ihrem Korb liegt und sich putzt. Sie sind gespannt, wie ihr das Weihnachtsfest gefällt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort