Ursachenforschung in Neuss Rätsel um Neusser Sirenenalarm

Neuss · Die Ursache für den Sirenenalarm am Sonntagabend in Neuss ist unklar. Ein technischer Defekt oder ein Hacker-Angriff sind als Gründe möglich.

 Vier neue Sirenen wurden installiert. Eine davon befindet sich auf dem Dach des Quirinus-Gymnasiums.

Vier neue Sirenen wurden installiert. Eine davon befindet sich auf dem Dach des Quirinus-Gymnasiums.

Foto: Andreas WoitschützkeAndreas Woitschützke/Andreas Woitschützke

. Die Ursachenforschung, weshalb am Sonntagabend gleich mehrere der seit Kurzem installierten Sirenen im Stadtgebiet laute Warnsignale von sich gaben, dauert bis voraussichtlich Mittwoch an. Das erklärt Nicole Bungert, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Neuss. „Die Herstellerfirma liest nun die Daten der bislang insgesamt vier Sirenen im Stadtgebiet aus. Es ist aber noch unklar, ob überhaupt eine Sirene ausgelöst hat“, sagt Bungert. Man müsse „auch andere Ursachen in Erwägung ziehen“. Die Version aus dem Rathaus dürfte vor allem bei den Bürgern, die das Warnsignal am Sonntagabend deutlich gehört haben, für Irritationen sorgen.

Viele Neusser haben durch das Signal alarmiert am Sonntagabend die Kreisleitstelle angerufen, um zu erfahren, was los sei. Die Kreisleitstelle ist für die Warnungen zuständig. Über die Warn-App Nina wurde Entwarnung gegeben und auf „Fehlauslösungen des Sirenennetzwerkes“ verwiesen. „Die Sirenen haben ohne Zutun angefangen zu heulen“, erklärte ein Feuerwehrsprecher noch in der Nacht zu Montag. Und genau das wirft Fragen auf – und Sorgen.

Um 20.42 Uhr ertönten die
Sirenen zum ersten Mal

Hans-Joachim Klein, Leiter des Kreisordnungsamtes, nimmt zwei Szenarien in den Blick. „Da ist zum einen die Möglichkeit eines technischen Kurzschlusses“, sagt er. Klein macht keinen Hehl daraus, dass ihn dies trotz allen Ärgers dann doch eher beruhigen würde. Anders ist es mit Szenario zwei. „Wenn die Sirenen durch Unbekannte aktiviert würden, hätten wir ein echtes Problem.“ Das wäre dann mit einer Art Hacker-Angriff vergleichbar.

Denn um für ein Warnsignal via Sirene zu sorgen, aktiviert die Leitstelle diese laut Klein mit einem Funksignal. Das erfolge auf einer eigens dafür vorgesehenen Frequenz. Diese sei für diesen Zweck ausgelegt, verschlüsselt und für unbekannte Dritte eigentlich nicht zugänglich. „Diese Frequenz findet man normalerweise nirgendwo“, erklärt Klein. Allerdings seien die Sirenen – noch ist unklar, wie viele der vier tatsächlich auslösten – „definitiv nicht“ von der Leitstelle aktiviert worden. „Es wurden keine entsprechenden Signale ausgesendet“, sagt Hans-Joachim Klein. Weshalb der Alarm ausgelöst wurde, müsse daher dringend geklärt werden.

Die Sirenen erklangen erstmals um 20.42 Uhr, sie ließen einen jeweils eine Minute andauernden an- und abschwellenden Ton ertönen. Danach gab es eine Pause, dann erklang der Ton erneut. Nach einer knappen Stunde waren die Sirenen ausgeschaltet. „Dies hat die Feuerwehr zusammen mit der Herstellerfirma gemacht“, erklärt Klein. Noch in der Nacht wurde eine erste technische Begutachtung vorgenommen. Eine Gefahr für die Bevölkerung gab es zu keinem Zeitpunkt. Von Seiten der Herstellerfirma gibt es keine Auskunft zum Vorfall oder zur weiteren Analyse. Dort wird bei allen Fragen ausdrücklich auf die Stadt verwiesen. Im Rathaus hofft man, dass die Ursache rasch geklärt wird. Bislang gibt es vier Sirenen in Neuss: auf dem Hochhaus am Meererhof, der Volksbank (Zollstraße), dem Crowne-Plaza-Hotel (Rheinallee) und dem Quirinus-Gymnasium (Sternstraße).

Bis 2021 soll das Netz auf 39 Standorte ausgebaut werden. Dafür sind rund 800 000 Euro eingeplant, 121 000 davon kommen als Zuschuss vom Land. Nach dem Mauerfall 1989 und dem Ende des Kalten Krieges waren die Sirenen, die bis dahin vom Bund in Schuss gehalten wurden, in Neuss wie in anderen Kommunen auch nicht in eigener Regie übernommen worden. Daraufhin verschwanden sie von den Dächern. Nach jahrelangen Diskussionen wurde 2015 der Wiederaufbau eines Netzes auf den Weg
gebracht.

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