Neuss: Vitamin B für junge Jobeinsteiger

Die Neusserin Jutta Stüsgen wurde am Montag für ihr Engagement ausgezeichnet.

Neuss. Tom (Name von der Redaktion geändert) war 19 Jahre und hatte seinen Hauptschulabschluss in der Tasche, als er sich in Jutta Stüsgens Neusser Steuerkanzlei um einen Ausbildungsplatz zum Steuerberater bewarb. Der junge Mann wusste nicht, dass ein Studium die Grundlage für diesen Beruf ist.

Viele Arbeitgeber hätten sich nicht weiter mit dem jungen Mann befasst. Jutta Stüsgen jedoch lud Tom zum Gespräch ein. "Er hatte sich gar nicht mit dem Beruf beschäftigt", erinnert sie sich.

Stüsgen half Tom, herauszufinden, was er wirklich machen will. Kurz darauf begann er eine Lehre in einer Autowerkstatt.

Das ist jetzt anderthalb Jahre her. Tom ist bis heute glücklich als Automechaniker. Und auch sieben weitere junge Schulabsolventen haben dank Stüsgen ihren Traumberuf gefunden. "Natürlich ist das im Hinblick auf die Arbeitslosenzahl in Deutschland nicht viel. Aber ich freue mich, wenigstens acht jungen Menschen geholfen zu haben", sagt sie.

Die 45-jährige Steuerberaterin wurde gestern in Düsseldorf für ihren Einsatz geehrt. Bei der Veranstaltung des NRW-Ministeriums für Schule und Weiterbildung erhalten Menschen, die sich besonders für Kinder und Jugendliche engagieren, einen Preis.

"Ich freue mich natürlich. Aber eigentlich denke ich, dass es selbstverständlich sein sollte, sich in der heutigen Gesellschaft für junge Menschen stark zu machen", sagt Stüsgen.

Der NRW-Preis ist nicht der erste für Stüsgen. Vor ein paar Jahren erhielt sie den Preis "Unternehmen engagiert in Köln". "2005 habe ich ein Patenprojekt initiiert. Dabei sollten berufstätige Erwachsene arbeitssuchenden Jugendlichen bei der Jobsuche zur Seite stehen. Da ich auch eine Kanzlei in Köln leite, habe ich Kölner Unternehmer mit ins Boot gezogen", erklärt sie.

Rund zehn Jugendliche konnten so einen Ausbildungsplatz finden. Stüsgen selbst setzte die ehrenamtliche Arbeit auch in Neuss fort. "Die Jugendlichen kommen von allen möglichen Schulen, sind meistens zwischen 18 und 23 Jahren alt. Sie können bei verschiedenen Dingen Unterstützung benötigen, zum Beispiel bei schriftlichen Bewerbungen", erklärt Stüsgen.

Wichtig sei ihr zudem, dass Berufstätige ihr Kontaktnetzwerk nutzen, um den Jugendlichen eine Perspektive zu bieten. "Ich höre mich immer bei Bekannten oder bei Neusser Firmen um, ob dort eine Lehrstelle frei ist. Wirtschaft funktioniert halt oft auch durch Vitamin B."

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