Neuss: Stahlriese Arcelor-Mittal kommt 2010

Die Stadt setzt darauf, dass Anfang 2010 die Bagger aufs ehemalige Case-Gelände rollen. Investiert werden am Hafenbecken 1 etwa 40 Millionen Euro.

Neuss. Im Sommer 2007 kam die Erfolgsmeldung von der Stadthafen GmbH: Arcelor, der Stahlgigant, werde auf dem seit zehn Jahren brachliegenden Case-Gelände sein Logistikzentrum für Deutschland errichten lassen. Zu Beginn des Jahres 2009 werde dort die Arbeit von zunächst 200 Beschäftigten aufgenommen. Geschehen ist bisher nicht viel.

Befürchtungen, der Konzern, mittlerweile mit dem größten Konkurrenten fusioniert und als Arcelor-Mittal Weltmarktführer, ziehe unter dem Druck der Wirtschaftskrise sein Neusser Projekt hinaus, sind offensichtlich unbegründet. Ende Oktober meldeten die Branchendienste, Arcelor-Mittal habe wieder die Gewinnzone erreicht. Doch wo hakt es an der Hafenmole 1?

Die Beteiligten sind angesichts des Großprojekts nicht eben auskunftsfreudig. Fest steht: Die Stadt, über ihre Tochter Stadthafen Neuss (SHN) frühere Eigentümerin des Filetstücks gegenüber der Batteriestraße, ist außen vor. Zehn Jahre lang stand "Case" nicht nur als Synonym für eine Industriebrache in Bestlage, sondern ebenso lang belasteten Zinszahlungen aus dem Erwerb den Haushalt.

Dann wurde der Deal am Hafen im Juni 2007 etwas verfrüht verkündet: Die Gremien des Stahlkonzerns hatten noch gar nicht zugestimmt. Nach einer letzten Zitterpartie aber kam ein Jahr darauf endlich grünes Licht. Die Stadthafen GmbH verkaufte das gut 10 Hektar große Gelände an einen Investor und Projektentwickler, der das Logistikzentrum für Arcelor-Mittal errichten und dann an den Konzern vermieten würde.

Dieser Entwickler Movesta ist eine gemeinsame Tochter der IKB Deutsche Industriebank und der KfW Ipex Bank. Etwa 8 Millionen Euro soll der Kaufpreis betragen haben, investiert werden am Hafenbecken 1 etwa 40 Millionen Euro. Aber wann? Noch im März hatte Arcelor-Mittal angekündigt, nun würden im April (2009) die Arbeiten beginnen.

Doch offensichtlich gibt es "Sand im Getriebe", wie ein Beteiligter mutmaßt. Finanzierungsprobleme der Bankentochter? Bei der IKB mag man sich zu dem Neusser Projekt derzeit nicht äußern. "Über Kundenbeziehungen geben wir keine Auskunft", so eine Sprecherin.

Und Arcelor-Mittal kann sich auf einen notariell beglaubigten Mietvertrag berufen, der auch der Stadt bei Vertragsabschluss vorlag. Der Stahlgigant jedenfalls müsste angesichts der wieder anziehenden Konjunktur auf dem Stahlmarkt gerade jetzt ein Interesse an einem zügigen Baustart haben. Man sei dabei, "die optimale Finanzierungsform mit Movesta zu verhandeln", hatte Arcelor-Mittal-Manager Ralf Becker im März erklärt. Offenbar sind diese Verhandlungen noch nicht abgeschlossen.

Frank Gensler, Geschäftsführer der Stadthafen GmbH, setzt darauf, dass zu Beginn des nächsten Jahres endlich die Bagger aufs Case-Gelände rollen. Fast die komplette Kaufsumme habe die SHN erhalten, so Gensler. Die Lasten aus der attraktiven Brachfläche liegen nun nicht mehr bei der Stadt, sondern beim Käufer. Doch dann spricht aus dem SHN-Geschäftsführer auch der Stadtkämmerer: Denn irgendwann möchte die Stadt Neuss den weltweit größten Stahlkonzern auch als Gewerbesteuerzahler in Neuss willkommen heißen.

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