Neuss: Stadthäuser-Plan setzt sich durch

Nach heftiger Debatte fiel die Entscheidung über die Vergabe im Stadtrat denkbar knapp.

Neuss. Es war denkbar knapp, doch am Ende hatten sich CDU und FDP durchgesetzt: Das Projekt Wohnbebauung auf dem Gelände der früheren Münsterschule wird an das Kölner Unternehmen Kontrola Treuhand vergeben, der Entwurf des Neusser Architekten Horst Hanrath umgesetzt.

An der Quirinusstraße werden sechs Stadthäuser mit etwa 140 Quadratmeter Größe und 16 Wohnungen entstehen, dazu sind kleinere Gewerbeeinheiten geplant. "An der Nahtstelle zwischen der alten Stadt am Wasser und dem Hafen wird in einem behutsamen Prozess der Stadtreparatur das Erbe der Vergangenheit mit Elementen moderner Gestaltung zu einem harmonischen Ganzen zusammengeführt", verspricht der Anbieter.

Der Entscheidung war die erwartete erbitterte Auseinandersetzung um das komplizierte Verfahren vorausgegangen. Vier Bewerber hatten ihre Pläne eingereicht; anonym - auch wenn die Namen dann schließlich bekannt wurden. Die Fraktionen beziehungsweise Mitglieder des Planungsausschusses waren aufgerufen, Bewertungspunkte für die städtebaulichen Qualitäten in einer fein gegliederten Wertungsmatrix abzugeben: vom Nutzungskonzept bis zur Gebäudegestaltung, von der Spielplatzgröße bis zum Mix der Wohneinheiten.

Heraus kam eine Überraschung: Auf Platz 1 landete - rein rechnerisch, wie gestern immer wieder von CDU und FDP betont wurde - der Entwurf der GWG, den weder CDU noch SPD in ihrer Bewertung auf Platz 1 gesetzt hatten, beide aber auf Platz 2. Heftiger Streit brach darüber aus, wie bindend das Verfahren sei, auf das sich die Fraktionen auf Vorschlag von CDU-Fraktionschef Karl Heinz Baum einvernehmlich geeinigt hatten. Denn nach Bekanntwerden des Ergebnisses hatte die CDU angekündigt, nicht der Matrix-Wertung zu folgen, sondern ihren eigenen Favoriten, den Hanrath-Entwurf, im Rat zur Abstimmung zu stellen.

Gelächter ertönte, als Karl Heinz Baum bekannte, es gehe der CDU um eine sachgerechte Lösung. Bürgermeister Herbert Napp (CDU) mahnte trocken, das verabredete Verfahren müsse doch aus Gründen der politischen Hygiene eingehalten werden.

Für Michael Klinkicht von den Grünen war der Weg von CDU und FDP gleich ein "erbärmliches Trauerspiel". Dagegen betonte Achim Rohde (FDP): "Diese Matrix ist gar nichts, ein Nullum." Sein Fraktionskollege Heinrich Köppen ergänzte, man habe den von allen anderen Fraktionen getragenen SPD-Antrag, der Matrixwertung zu folgen und den GWG-Vorschlag zu wählen, schon aus rechtlichen Gründen ablehnen müssen: für Reiner Breuer (SPD) wiederum eine "unglaubliche Interpretationsakrobatik".

In der geheimen Abstimmung wurde es dann eng: 29 Stimmen votierten für den CDU/FDP-Antrag, 27 für den der Opposition. Zwei Stadtverordnete enthielten sich.

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