Neuss: Sicherheit im Auftrag der Stadt

Holger Gutsche sieht seit nun dreieinhalb Jahren im Stadtgebiet nach dem Rechten.

Neuss. Seit dreieinhalb Jahren ist Holger Gutsche (34) nun auf der Straße. Ein Straßenarbeiter der besonderen Art, unterwegs im Auftrag der Stadt als Teil des "Kommunalen Servicedienstes" KSD.

Hinter dem Behördennamen verbirgt sich das kleine vierköpfige Team von Mitarbeitern des Ordnungsamtes, die im ganzen Stadtgebiet nach dem Rechten sehen. Randalierer und Umweltsünder, Hundehalter mit ganz eigenen Ansichten zur Anleinpflicht und jugendliche Vieltrinker sind ihr Klientel.

Vor fast genau zehn Jahren sind die ersten beiden Mitarbeiter des KSD losgezogen. Mittlerweile ist dieser Dienst auf fünf Stellen aufgestockt, der Einsatzbereich von der Innenstadt auf die Stadtteile ausgeweitet. Doch nur vier Stellen sind besetzt. Etwas wenig für das ganze Stadtgebiet, findet Holger Gutsche. Der Neusser hat nach dreieinhalb Jahren eine Menge zu erzählen. Positives wie Negatives, betont er.

Am meisten beschäftigen ihn bei der konkreten Arbeit wie auch in Gedanken die betrunkenen Jugendlichen, auf die er immer wieder stößt. Ihre Treffs kennt er genau. Der Spielplatz am Niedertor, der am Marienkirchplatz hinter der Kirche, die Bushaltestelle am Zolltor sind einige, dazu bestimmte Stellen im Stadtgarten... Die gesetzlichen Vorgaben sind eindeutig.

Schnaps ab 18 Jahren, Bier ab 16, "drunter geht gar nichts". Immer versuchen es die KSD-Mitarbeiter zunächst einmal auf die freundliche Tour. Manchmal wirkt das sogar, der Müll wird weggeräumt und die Schnapsflasche abgegeben; "zum Vernichten", wie Gutsche betont. Meist aber sei in einer Gruppe einer, der den Boss spielen wolle. Personalien aufnehmen:

Wenn die Gruppe sich renitent zeigt, holen die KSD-Leute die Polizei. Diese Zusammenarbeit ist längst bewährt und ganz offiziell in eine "Partnerschaft" gekleidet, ebenso wie die mit der Bahn übrigens. Geht es gar nicht mehr anders, erteilt Holger Gutsche auch mal einen Platzverweis. Dass er dann kontrolliert, dass sich die alkoholseligen Jugendlichen nicht direkt um die Ecke ein neues Plätzchen suchen, versteht sich von selbst. Einsicht und Renitenz halte sich in etwa die Waage, sagt Gutsche.

Doch immer wieder ist er überrascht und irritiert, wie wenig Res-pekt die Jungen und Mädchen zeigten. "Auch nicht bei der Polizei." Eskaliert die Situation, kann er sein Pfefferspray einsetzen oder das, was er im wöchentliche Wing-tsun-Kurs lernt, eine japanische Selbstverteidigung. Er könnte das einsetzen, aber gebraucht, so Gutsche, hat er das noch nie.

Auf völliges Unverständnis stößt er so manches Mal auch bei ganz anderen Begegnungen. Das Thema Hundehalter ist für ihn ein Reizthema. Weise er auf die Anleinpflicht hin, reagierten Herrchen wie Frauchen schonmal mit Gebrüll.

"Dann wird auf die Stadt geschimpft, auf den Staat und auch mal auf mich." Wofür denn die Hundesteuer gut sei, dass Fiffi seinen Auslauf brauche: Gutsche kennt alle Argumente. Erstmal gibt’s eine Ermahnung, dann ein Knöllchen, 10Euro meist. Bei Wiederholungstätern und großen Hunden wird es teurer.

Doch der Rathausmann hat noch andere Baustellen: So meldet er wilde Müllkippen, demolierte Geräte auf dem Spielplatz oder die ungesicherte Baustelle. Und dann gibt es noch die eindeutig schönsten Momente: "Das sind die, wenn man einfach mal helfen kann. Und wenn einem die Menschen einen freundlichen Satz mitgeben." Und nicht neben ihm auf den Boden spucken, wie Holger Gutsche das nicht nur einmal erlebt hat.

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