Neuss: Reis-Eintopf für Bedürftige

Bruder John gibt seit elf Jahren das Essen in der Suppenküche im St.Alexius-Krankenhaus aus.

Neuss. An dem versteckt liegenden Seiteneingang des St.-Alexius-Krankenhauses hat sich um kurz vor 13 Uhr eine lange Schlange gebildet. Etwa 30 Menschen stehen mit Töpfen und Schüsseln in der Kälte - alle warten auf Bruder John. Seit elf Jahren gibt der Mann mit dem silbergrauen Bärtchen kostenlose Mahlzeiten in der Suppenküche aus. Manche der Bedürftigen nehmen das Essen mit nach Hause, andere essen dort. Bruder John hat für jeden ein nettes Wort übrig.

"Vorsicht, es ist heiß", sagt der 65-Jährige, während er schon den nächsten Teller mit Reis-Eintopf füllt. "Bringst du Deine Frau morgen auch mit?", fragt er freundschaftlich und reicht die Portion weiter. Viele Menschen kommen jeden Tag zur Küche, man kennt sich.

An den Tischen geht es familiär zu; eine Frau würzt mit Salz nach, es wird über das Wetter geredet. Die Menschen haben eines gemeinsam: Das, was für viele selbstverständlich ist, können sie sich nicht immer leisten - ein warmes Mittagessen.

So auch die Stammgäste Thomas (42), Frührentner, und Andreas (37), der von Hartz IV lebt. "Das Essen hier ist oft meine einzige Mahlzeit am Tag", sagt Thomas und löffelt seinen Eintopf. Das sei eben eine "Geldfrage". Auch Andreas kommt fast jeden Tag her. "Ich habe keine Arbeit und bin froh, dass es die Suppenküche gibt", sagt er. "Das Essen ist lecker und gesund: Es gibt oft Kartoffeln, Gemüse, Nudeln und Obst." Bruder John verteilt sogar Spezial-Mahlzeiten an diejenigen, die aus religiösen Gründen etwa kein Schweinefleisch essen.

Am Anfang des Monats nehmen weniger Menschen die Hilfe der römisch-katholischen Brüder in Anspruch, zur Mitte hin werden es mehr. Teilweise stehen dann bis zu 60 hungrige Gäste vor der kleinen Küche, denn im Laufe des Monats wird das Geld knapper. "Mehr Männer als Frauen kommen vorbei", erzählt Bruder John.

Der gebürtige Ire kümmert sich um alles: die Essensausgabe, das Spülen der Teller und die Organisation. "Ich habe es ja nicht weit", sagt er und schmunzelt: Er wohnt im Kloster gleich nebenan. Die Mahlzeiten kommen täglich aus der Zentralküche des Alexius-Krankenhauses, 3000 Euro werden dafür im Monat benötigt. Das Geld bringen die Alexianer-Brüder selbst auf, teilweise von ihrem eigenen Gehalt. Zuschüsse gibt es nicht.

Neben der Suppenküche, die es seit 15 Jahren gibt, liegt ein kleines Zimmer, in dem sich Kleiderspenden aus der Bevölkerung stapeln. Wenn jemand etwas Warmes zum Anziehen braucht, kann er sich dort nach der Essensausgabe umschauen. Außerdem gibt es alle zwei Wochen eine medizinische Erstversorgung in einem Nebenzimmer.

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