Neuss: Projekt - Endlich raus aus dem Job-Karussell

Eine neue Förderung der Arge schafft Langzeitarbeitslosen eine langfristige Perspektive.

Neuss. Theo Knuth ist kein Mensch, der gerne sitzt. Er will anpacken, steht ständig unter Strom. Schon nach einer kurzen Verschnaufpause macht er sich wieder an die Arbeit, scheint sogar ein wenig erleichtert. Routiniert bewegt er sich im Secondhand-Kaufhaus - vorbei an Porzellan und Bilderrahmen, die Stufen hinunter zu den schweren Holzmöbeln.

Einige Schränke im Lager stammen aus einer Wohnungsauflösung, sie waren für den Transport auseinander gebaut worden, jetzt werden die Einzelteile erst einmal wieder für den Verkauf zusammengeschraubt.

Unter den Kollegen im Caritas-Kaufhaus ist Theo Knuth ein Exot. "Ich bin viel rumgekommen: Barcelona, Berlin, Shanghai", erzählt er stolz. 2007 nahm er an den Paralympics in China teil, brachte zwei Bronzemedaillen nach Neuss.

"Und es vergeht kein Tag, an dem er nicht mit einem neuen Pokal ins Kaufhaus kommt", sagt sein Chef Andreas Knickenberg schmunzelnd. Knuth ist lernbehindert, körperlich jedoch jedoch topfit.

Nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge ist Knuth das Aushängeschild des Ladens. "Früher habe ich hier ehrenamtlich geholfen. Heute werde ich für meine Arbeit bezahlt", sagt der 49-Jährige zufrieden.

Seit etwa einem Jahr nimmt Knuth an einem neuen Projekt der Arge Rhein-Kreis Neuss teil, das Langzeitarbeitslosen eine dauerhafte Job-Perspektive bietet.

Bis zu 75Prozent wird der Arbeitgeber von der Arge bezuschusst, die Sozialversicherungsbeiträge werden erstattet. "Über zwei Jahre läuft die Förderung, danach folgt eine Analyse, ob der Langzeitarbeitslose auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden kann", erklärt Hans-Theo Vander, Teamleiter Markt und Integration der Arge.

Das sei in erster Linie das Ziel der Maßnahme. "Wenn keine Entwicklung zu erkennen ist, ist auch eine dauerhafte Förderung möglich", sagt Vander. "Das ist eine enorme Belastung für den Haushalt, die Anzahl der dauerhaft zu fördernden Personen muss im Rahmen gehalten werden", so Vander weiter.

Mit der unbefristeten Bezuschussung soll das Kurzzeit-Job-Karussell endlich zum Stillstand kommen. "Es gibt einen Pool von Leuten, die aufgrund starker Einschränkungen immer wieder von einer Maßnahme in die andere kommen", sagt Jürgen Maukel, Fachbereichsleiter für Arbeit des Caritasverbandes.

Das Job-Karussell kennt Theo Knuth zur Genüge. 1988 begann er mit Hilfsarbeiten bei einer Spedition, dann in der Lagerverwaltung, später wechselte er zum Küchenhelfer.

"Ich würde mich freuen, hier im Möbellager des Caritas-Kaufhauses bleiben zu können. Das ist das, was mir Spaß macht", sagt Theo Knuth. Und auch Chef Andreas Knickenberg setzt auf seinen Vorzeige-Mitarbeiter: "Er ist immer der erste, der mit anpackt."

120 Langzeitarbeitslose sollen noch in diesem Jahr von dem Projekt "Job-Perspektive" profitieren. 59 Stellen sind bereits gefördert worden - sowohl in öffentlichen als auch privaten Betrieben.

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