Selbstversuch in Neuss Das passiert im Neusser Corona-Testcenter

Neuss. · Redakteur Simon Janssen ließ sich in der Einrichtung neben dem Nordbad auf das Virus testen.

 Das Stäbchen wird nach dem Abstrich in ein Glasröhrchen gesteckt.

Das Stäbchen wird nach dem Abstrich in ein Glasröhrchen gesteckt.

Foto: Woitschützke/Andreas Woitschützke

Dienstag, kurz nach 18 Uhr gegenüber des Neusser Nordbads. Ich stehe Mundschutz tragend mit zwölf weiteren Menschen und einer Security-Frau vor der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft. Das ist sie längst nicht mehr, mittlerweile wurde das Gebäude in ein Corona-Testcenter umgewandelt. Die Menschen um mich herum – alle mit ausreichend Abstand zueinander – schweigen. Wenn sie sprechen, dann flüstern sie, manchmal hustet jemand möglichst unauffällig. Auch ich werde mich heute auf das Virus testen lassen, um zu sehen, wie das Prozedere funktioniert und die Abläufe sind.

Es dauert nicht lange, bis ein junger Mann in blauer Schutzkleidung und -maske aus der Glastür tritt und die ersten drei Namen aufruft. Sie gehen rein, die Tür fällt ins Schloss. Als wenig später mein Name über den Vorplatz hallt, geht alles ganz schnell. Der Mann in Schutzkleidung notiert meinen Namen, Telefonnummer, Geburtsdatum. Dann werde ich von zwei Frauen – ebenfalls in voller Schutzmontur – empfangen, die die Daten meiner Krankenversichertenkarte auf die sogenannte Laborüberweisung übertragen. Diese wird wenig später samt Abstich nach Köln gebracht. Unkompliziert: Ich kann bereits in ungefähr 24 Stunden das Test-Ergebnis online einsehen. Dazu muss ich nur eine Einverständniserklärung unterschreiben, die ebenfalls in das Kölner Labor geht. Rund 60 Termine warten heute auf das Team, das an diesem Tag aus sieben ehrenamtlichen Helfern und einem Arzt besteht. „Heute ist es relativ ruhig“, sagt eine der Frauen, bevor ich mit Wattestäbchen, Röhrchen und ausgefüllten Unterlagen in der Hand erneut den Raum wechsle. Als nächstes wartet der Abstrich auf mich. Der Arzt bittet mich um drei Dinge: Hinsetzen, in die obere Ecke des Raumes schauen und den Mund weit aufmachen. „Das ist jetzt ein bisschen unangenehm“, kündigt er an. Er hat zwar Recht, denn der Abstrich muss tief aus dem Rachen entnommen werden, doch nach wenigen Sekunden ist es geschafft, ich darf das Gebäude verlassen. Das einzige, das ich mit nach Hause nehme, ist eine Erklärung samt Identifikations-Code, um online mein Test-Ergebnis einsehen zu ­können.

Tests werden über die Hotline des Gesundheitsamtes organisiert

Rund zwei Stunden vor meinem Test empfängt Dr. Guido Pukies, Leiter des Test-Centers, erstmals Gäste, um sie durch das Gebäude zu führen und einen Einblick in die Arbeit zu geben. Darunter sind Bürgermeister Reiner Breuer und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. „Innerhalb einer Woche ist es gelungen, hier eine Mischung aus Arztpraxis und Labor auf die Beine zu stellen“, sagt Pukies. Seit der Inbetriebnahme am 11. März wurden mehr als 3000 Tests dort gemacht. Während das Team am ersten Abend mit acht Tests schon gut ausgelastet war, schaffen die Beteiligten nun acht in nur einer Viertelstunde. Aktuell sind zwischen 100 und 150 Tests pro Tag möglich. Dass die Kapazitäten im Center Luft nach oben haben, ist gut – schließlich soll ab sofort jeder getestet werden können, der Anzeichen eines Atemweginfekts zeigt, wie der Rhein-Kreis jetzt mitteilte. Testungen werden jedoch weiterhin ausschließlich über die Hotline des Gesundheitsamtes organisiert (02181/ 6017777).

Was beim Rundgang mehrfach betont wurde: Ohne ehrenamtliche Unterstützung hätten die Verantwortlichen – das Test-Center wurde von der Stadt Neuss, dem Rhein-Kreis Neuss und der Ärzteschaft in einer Trägergemeinschaft eingerichtet – das Projekt nicht in dem Maße umsetzen können. Nicht nur das Deutsche Rot Kreuz, sondern auch Johanniter und Malteser haben Kräfte mobilisiert und arbeiten über Vereinsgrenzen hinweg zusammen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort