Neuss: mit Radiowellen gegen Krebsvorstufe

Lukaskrankenhaus: Prof. Tobias Heintges setzt zur Untersuchung der Speiseröhre erstmals ein neues Verfahren ein. Am Anfang steht das Sodbrennen.

Neuss. Ausgangspunkt ist eine Volkskrankheit. Sodbrennen erleben wohl die meisten Menschen hin und wieder - und müssen sich deshalb keine großen Sorgen machen. Dennoch kann dieser Reflux, das Zurückfließen von saurem Mageninhalt durch die Speiseröhre, über einen längeren Zeitraum zu Entzündungen an der unteren Speiseröhre führen.

Das wiederum kann sich zu einer Krebsvorstufe und zu Krebs selbst entwickeln. Am Lukaskrankenhaus begegnet man einer solchen Krebsvorstufe jetzt mit einer ganz neuen, patientenschonenden endoskopischen Methode.

Professor Tobias Heintges, Chefarzt der Inneren MedizinII, hat den Eingriff soeben erfolgreich durchgeführt - zum ersten Mal im Rhein-Kreis Neuss. Er erläutert die Entstehung der Krebsvorstufe: Durch den jahrelangen Reflux hat sich in der Speiseröhre, kurz vor Beginn des Magens, an der Schleimhaut verändertes Gewebe gebildet, ein so genanntes Barret Epithel. Bei einer Spiegelung fällt das schon durch die rötliche Farbe gleich auf. Eine Gewebeprobe schafft Sicherheit.

Bei dem eigentlichen Eingriff führen Prof. Heintges und sein Oberarzt Ali Avci ein Endoskop durch den Mund des Patienten etwa 40 Zentimeter tief in die Speiseröhre.

An der Spitze des Endoskops sitzt ein Plättchen. Darauf werden per Kabel Radiofrequenzwellen übertragen, die die Gewebeveränderungen buchstäblich wegbrennen.

"Der Patient merkt davon nichts. In etwa 45 Minuten ist der Eingriff beendet", sagt Prof. Heintges. Was einfach klingt, ist dennoch ein Verfahren, das große Erfahrung mit der Endoskopie voraussetzt. Der schonende Eingriff - der Neusser Patient konnte das Krankenhaus nach zwei Nächten verlassen - ersetzt eine große Operation. Die weggebrannte Schleimhaut regeneriert sich von selbst.

Das neue Verfahren hat den Chefarzt überzeugt. Hat sich die Krebsvorstufe allerdings bereits weiterentwickelt und sind schon die Lymphknoten befallen, muss operiert werden.

Doch längst nicht jedes hartnäckige Sodbrennen führe zu einer solchen Entwicklung, auch wenn Entzündungen der Speiseröhre schon relativ häufig vorkommen, betont der Gastroenterologe.

Der Reflux sei mit Medikamenten gut zu behandeln - sogar im voraus: Wer ein opulentes spätes Essen mit reichlich Alkohol erwartet, kann auch vorab ein Präparat einnehmen, das die Magensäure blockiert, so der Chefarzt.

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