Hanse-Preis für Maschinenfabrik Reinartz Maschinen aus Neuss verarbeiten Insekten zu Tiernahrung

Neuss. · Traditionsfirma Reinartz wurde mit Hanse-Preis ausgezeichnet.

 Jörg Wisbert, Rainer Schäfer, Niklas Stadermann, Michael Moll, Carsten Proepster, Angelika Quiring-Perl, Ursula von Nollendorf und Rolf Lüppertz (v. l.) bei der Verleihung des Hanse-Preises.

Jörg Wisbert, Rainer Schäfer, Niklas Stadermann, Michael Moll, Carsten Proepster, Angelika Quiring-Perl, Ursula von Nollendorf und Rolf Lüppertz (v. l.) bei der Verleihung des Hanse-Preises.

Foto: Andreas Woitschützke

Proteingewinnung aus Insekten-Larven boomt weltweit. 30 Hightech-Anlagen, entwickelt und gefertigt in der Neusser Maschinenfabrik Reinartz, stehen im internationalen Dauereinsatz von Kanada bis Südkorea. Kompetenz und Geräte des Traditionsunternehmens aus dem Hafen gelten global als führend bei der Herstellung von Tiernahrung aus proteinreichen Insekten. Ein stiller „Hidden Champion“ aus Neuss. Nun holt ihn die Hanse-Gesellschaft ins Rampenlicht. Seit Mittwoch ist Reinartz vierter Träger des Hanse-Preises.

Bei der Feierstunde auf dem Betriebsgelände an der Industriestraße lobte Hanse-Präsident Rainer Schäfer, der frühere Hafen-Direktor, in seiner Laudatio Reinartz als ein Team, in dem Geschäftsführung und Mitarbeiter auf Fortschritt und Engagement setzen: „Als regional verbundenes Familienunternehmen mit hoher Fachkompetenz, flexibel und innovativ bei der Suche nach neuen Geschäftsfeldern aufgestellt, ist Reinartz national und international mit nachhaltigen Kundenbeziehungen erfolgreich.“ Reinartz erfülle „uneingeschränkt die Kriterien, die die Hanse-Gesellschaft an die Preisträger stellt“.

Im Obertorviertel 1853 gegründet und seit 1913 mit Sitz an der Industriestraße 14, war Reinartz mehr als  150 Jahre als Spezialist für die Produktion von Ölpressen bekannt. Über 350 dieser Anlagen sind weltweit in Betrieb. Die Fertigung von Maschinen zur Ölproduktion gehört bis heute – Dank der beständigen Weiterentwicklung – zu den effizientesten ihrer Art und somit zu den Säulen des Reinartz-Geschäftes.

1979 übernahm der technische Betriebswirt Manfred Boss das Unternehmen, in dessen Geschäftsführung nach Boss’ Tod im Jahr 2006 Michael Moll (50) aufrückte. Gemeinsam mit Niklas Stadermann (40), der ins Leitungsteam hineinwuchs, erwarb Moll 2014 von den Boss-Erben die Firma, die Moll und Stadermann seither als geschäftsführendes Gesellschafter-Duo führt.

Reinartz-Maschinen
produzieren Öle in Bioqualität

Moll und Stadermann stellten die alten Maschinenbauer neu auf, verbreiterten das Portfolio. Reinartz konzipiert heute komplette Anlagen für Trennverfahren und Filtration in einer eigenen Konstruktionsabteilung und bietet auch umfassende Dienstleitungen an. Mit Reinartz-Maschinen werden hochwertige Lebensmittel von Leinsaat- und Sonnenblumen-Ölen in Bioqualität (Detemer, Seidenbacher) produziert, ebenso Schrote und Öle in den bekannten Neusser Ölmühlen am Hafenbecken I.

Zur Herstellung der proteinreichen Tiernahrung aus getrockneten und gepressten Insekten-Larven wird ein neues Trennverfahren genutzt, um gentechnikfreies Futter für die Fisch- und Petfoodindustrie zu produzieren.

Das Reinartz-Team arbeitet derzeit an Produkten für die Zukunft. Dazu gehört unter anderem das Trennen und Entwässern von Biomasse oder Ananasblättern zur Schaffung neuer nachhaltiger Recyclingmöglichkeiten. Aus den Blattfasern der südamerikanischen Frucht, ansonsten Abfall, macht das Reinartz-Trennverfahren Materialien, die zur Fertigung von Kleidung genutzt werden. „Unser aktuell spannendstes Projekt“, sagt Geschäftsführer Stadermann.

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