Dritter NRW-Zielort nach Duisburg und Köln Zug verbindet Neuss direkt mit China

Neuss. · Der Zug vom und zum Hafen ist ausgelastet. Ab Ende des Jahres solle ein zweiter pendeln.

 Der Direktzug von Neuss nach China und zurück hat 45 Container.

Der Direktzug von Neuss nach China und zurück hat 45 Container.

Foto: Trimodal

Die moderne Seidenstraße – One Belt, One Road – endet ab sofort im Neusser Hafen. Seit Juli pendelt wöchentlich ein Güterzug zwischen der Quirinusstadt und dem chinesischen Industriezentrum Hefei, rund 400 Kilometer westlich von Schanghai gelegen. 15 Tage benötigt der Zug für die 11 000 Kilometer lange Strecke. „Wir sind stolz, dass wir von den chinesischen Partnern als Zielort ausgewählt worden sind“, sagt Karsten Scheidhauer, Geschäftsführer beim Umschlagslogistiker Trimodal. Bisher habe das Monopol auf die direkte Eisenbahn-Verbindung mit dem Reich der Mitte beim Duisburger Hafen gelegen. Die Folge: Der Kunde suchte nach weiteren, alternativen Zielorten. So sei nach Duisburg und Köln im Sommer Neuss als dritte nordrhein-westfälische Stadt ans Seidenstraßen-Netz angeschlossen worden.

Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert werden die alten Handelswege zwischen China und Europa als Seidenstraße bezeichnet. Diese historischen Bezüge nimmt die Volksrepublik China auf, wenn sie unter dem Namen One Belt, One Road seit 2013 ein gewaltiges Handels- und Infrastrukturprojekt zwischen sich und weiteren 60 Staaten Asiens, Afrikas und Europa aufbaut. Ein Element dieses Konzeptes sind Schienentrassen auf dem eurasischen Doppelkontinent. Allein im Jahr 2018 fuhren mehr als 3000 chinesische Güterzüge in Richtung Westen. Wie bedeutend der deutsche Zielort Duisburg in den Überlegungen Chinas ist, zeigt Xi Jinging. Der Staats- und Parteichef besuchte vor fünf Jahren die Ruhrmetropole, wo er einen der ersten Züge aus Fernost begrüße.

In diesem großen Konzert spielt nun auch Neuss mit. Klein und bescheiden ist der Anfang; aber es ist offenbar ein Anfang mit Perspektive. Jeder Zug ist mit 45 Containern voll beladen. „In beide Richtungen“, sagt Scheidhauer, der in Personalunion auch Geschäftsführer des Operateurs Optimodal ist. Zugverbindungen sind deutlich schneller als Schiffsrouten. Sie sind aber auch teurer. Sie sind andererseits deutlich preiswerter als Luftfracht, die wiederum die schnellste Variante ist.

Vielfach galt in der Vergangenheit, dass Züge vollbeladen Waren von der „Werkbank“ China nach Europa brachten; aber weitgehend leer wieder zurück fuhren. Der neue „Neuss-Zug“ ist hingegen ausgelastet. „Die Chinesen sind zufrieden“, sagt Scheidhauer, der Kunde habe angekündigt, bereits Ende des Jahres einen zweiten Zug Woche für Woche rollen zu lassen. Welche Waren transportiert werden, wisse er allerdings nicht. „Wir sind Logistiker. Wir bewegen verblombte Container“, sagt Scheidhauer.

Neuss ist für den Zug aus China Ziel, aber nicht Endstation. Vom Terminal am Hafenbecken V, Tilsiter Straße, werden die Container weiter verteilt. Die belieferten Adressen sind vor allem in Süddeutschland, Schweiz, Österreich und Ungarn zu finden. Umgekehrt ist Neuss nun über die Plattform Hefei, Hauptstadt der Provinz Anhui und Heimat von 7,5 Millionen Einwohner, mit zehn chinesischen Städten verbunden.

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