Stadtteil in Neuss Anwohner des Rheinpark-Centers fühlen sich vernachlässigt

Neuss. · Baustellen und Angsträume: Dezernent sieht „keine Problemlage“.

 Schön ist anders: das Treppenhaus des Imotex-Parkhauses.

Schön ist anders: das Treppenhaus des Imotex-Parkhauses.

Foto: Janßen/Simon Janßen

Bereits seit 2006 wohnt er an der Görlitzer Straße, doch auch 14 Jahre später fällt der Anwohner, der anonym bleiben möchte, ein vernichtendes Urteil: Das Gebiet rund um das Rheinpark-Center scheint „politisch nicht zu existieren“. Die von Hochhäusern geprägte Siedlung entwickle sich immer mehr zu einem sozialen Brennpunkt, der sich selbst überlassen wird. „Fußläufig gibt es keine Schule, Kindergarten, städtische Behörde, Polizei oder Ärzte“, sagt der Anwohner.

Auch städtebaulich lässt er kein gutes Haar an seiner Nachbarschaft. Ein Dorn im Auge ist ihm vor allem das ehemalige Besoldungsamt an der Görlitzer Straße 3, wo die „Solidare Real Estate Holding“ einen Baukomplex mit Mini-Appartements errichten möchte. „Die Baustelle ist nicht gesichert, der Zugang ist jedem Kind möglich. Über die Außentreppe gelangt man auf das Dach oder die Terrasse über dem Erdgeschoss“, sagt der Neusser. Eine weitere Anwohnerin behauptet, dass sie sich an der „abgelegenen S-Bahn-Station“ als Frau nicht sicher fühle, wenn es dunkel ist.

Auf den Baustellen-Kritikpunkt hat die Stadt bereits reagiert. Wie Baudezernent Christoph Hölters mitteilt, habe eine Ortsbesichtigung ergeben, dass die Baustellensicherung tatsächlich nicht ausreichend war. Darum wurde zum einen die bestehende niedrige Grundstückseinfriedung durch einen Baustellenzaun verstärkt beziehungsweise erhöht. Zum anderen soll nun sichergestellt werden, dass die Bauzäune nur für ein Ein- und Ausfahren geöffnet werden, um Unbefugten keinen Zutritt zu gewähren. Illegale Wohnnutzungen im betroffenen Gebäude seien bereits im Herbst 2017 ordnungsbehördlich aufgegriffen und Ende März 2018 aufgegeben worden.

Sozialdezernent Ralf Hörsken erkennt „keine soziale Problemlage“. Er betont vielmehr, dass es sich dabei um den „größten Modestandort Deutschlands“ handele.

Kinder können nicht
draußen  spielen – zu gefährlich

Wenn einer das soziale Leben in dem Stadtteil einschätzen kann, dann ist es Chantal Macek, die Leiterin des „Treff 3“ – der einzigen sozialen Einrichtung rund um das Rheinpark-Center. Das Angebot der Diakonie für Jung und Alt, das seit 1987 – mittlerweile im Erdgeschoss des früheren Besoldungsamtes – besteht, hätte eigentlich an dieser Stelle eingedampft werden sollen. Im Juni 2017 konnte die bereits ausgesprochene Kündigung aber noch abgewendet werden. „Vor allem für Kinder gibt es hier nicht viel“, sagt Chantal Macek, die mindestens acht Mädchen und Jungen täglich in der Einrichtung betreut. Immer wieder werde der Wunsch nach einer Außenspielfläche geäußert. „Momentan können die Kinder aber nur drinnen spielen, auf der Straße ist das einfach zu gefährlich“, sagt Macek.

Helga Koenemann (CDU) macht zwar auf den Spielplatz nahe der Südbrücke aufmerksam, der sei jedoch zu weit weg, um tatsächlich vom „Treff 3“ genutzt werden zu können. Den Vorwurf, dass das Gebiet rund um das Rheinpark-Center politisch nicht existiert, lässt sie nicht gelten. So habe sie in der Vergangenheit dort unter anderem Bürgersprechstunden angeboten. Die Resonanz habe allerdings zu wünschen übrig gelassen. „Dort gibt es eben viele Menschen, die nur vorübergehend in Neuss wohnen.“ 

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