Neuss / Kaarst: Ikea an der Stadtgrenze?

Möbelhaus plant in HüngertII deutlich größere Verkaufsfläche.

Neuss/Kaarst. Die Zeit der Konkurrenz ist vorbei. Ikea werde nach Neuss ziehen, hieß es bis vor einiger Zeit im Rathaus: Ein Grundstück in Holzheim war ausgeguckt, nahe der A46, "links dann zur Skihalle, rechts zu Ikea": Verhandlungen wurden intensiv geführt. Ikea bleibe in Kaarst, werde innerhalb des Stadtgebietes umziehen, so dagegen die Ansage von dort.

Die Neusser Option hat sich mittlerweile erledigt, in Kaarst werden die planerischen Grundlagen für eine Verlagerung vorbereitet. Es geht um den Umzug ins neue Gewerbegebiet HüngertII, nahe der Grenze zum Neusser Ortsteil Morgensternsheide. Der Rat in Kaarst hat vor der Sommerpause das Aufstellungsverfahren für einen Bauleitplan in Gang gesetzt, ist die potentielle Ikea-Fläche doch bisher für landwirtschaftliche Nutzung ausgewiesen.

Doch die Genehmigung ist keine rein Kaarster Angelegenheit. Zustimmen muss die Bezirksregierung, zustimmen müssen - entsprechend dem neuen "Lepro", dem Landesentwicklungsprogramm - auch Neuss und Düsseldorf, so eine Sprecherin des Regierungspräsidenten. Vorgespräche mit Regierungspräsident Jürgen Büssow und Landrat Dieter Patt habe es bereits gegeben.

Denn die Angelegenheit ist rechtlich kompliziert. Ikea Kaarst, das kleinste aller deutschen Häuser, leidet am alten Standort unter immenser Platznot und möchte wachsen. Derzeit hat Ikea eine Verkaufsfläche von 9300 Quadratemetern, gut die Hälfte davon für das Nebensortiment. Die Gesamtverkaufsfläche soll auf 25 000 Quadratmeter vergrößert werden.

Das scheint für den Möbelbereich weitgehend unproblematisch. Schwierig wird es bei den sogenannten zentren-relevanten Angeboten wie in der Ikea-"Markthalle": Da setzt das neue Gesetz Schranken ab einer Größe von 2500 Quadratmetern. Ikea möchte die alte Größenordnung beibehalten und die über 30 Jahre gewachsene Position wegen eines Umzugs auf kürzester Strecke nicht aufgeben. Von der Bezirksregierung, so der Kaarster Bürgermeister Franz-Josef Moormann, sei der Hinweis gekommen, man möge sich streng ans Gesetz halten.

Hintergrund der neuen Vorgabe ist der Schutz des Einzelhandels in den Innenstädten. In Neuss gewinnt man dem möglichen Umzug immer noch mehr ab als einem Fortzug. "Besser, Ikea bleibt im Großraum Neuss", so Wirtschaftsförderer Andreas Galland. Dennoch will man "genau hingucken", was das zentrenrelevante Nebensortiment angeht.

Genau hinsehen werden auch die Anwohner von Morgensternsheide. "Das wird ein Chaos. Wer will den Durchgangsverkehr stoppen?", fragte ein Anwohner bei einer von der Stadtverordneten Anne Holt (CDU) gut besuchten Info-Veranstaltung mit Bürgermeister Franz-Josef Moormann. Der verwies auf die neue K37n als "realistische Möglichkeit" der Verkehrsentlastung.

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