Neuss: Gesundheitsgefahr in Erfttal - Schimmel in den Wohnungen

Schon fünf Familien mussten ausziehen.

Neuss. Die Bewohner der Häuser an der Euskirchener Straße 42 bis 76 sind aufgebracht, können nur schwer ihre Wut zügeln: "Wer bezahlt uns die Heizkosten, wenn die Wärme durch die schlecht isolierte Fassade verloren geht?" fragt einer. "Die Fenster sind nass und zugig, im Winter haben wir ab 23 Uhr keine Heizung und müssen uns in Wolldecken packen", schimpft eine andere Mieterin.

Mieterversammlung wegen offensichtlicher Missstände: Dazu hatte Heinz Sahnen (CDU), Landtagsabgeordneter und Ratsherr für Erfttal, Mieter, das Gesundheits- und das Wohnungsamt und Vertreter der Verwaltungsgesellschaft Centuria eingeladen, die seit zwei Jahren Häuser-Eigentümerin ist.

38 der 384 Centuria-Wohnungen hat das Gesundheitsamt untersucht, 33 wiesen Schimmelbefall auf. "Nur wenige Wohnungen waren ohne sichtbaren Schimmel, die waren meist frisch gestrichen", erklärte Siegfried Hauswirth vom Gesundheitsamt: "Es besteht erhöhtes Gesundheitsrisiko." Weitere Besichtigungstermine - etwa zehn pro Tag - stehen an, bis alle Wohnungen begutachtet sind.

Bereits für fünf Familien endete dieser Termin mit der Horrornachricht: Ihre Wohnungen sind so stark befallen, dass sie innerhalb von zehn Tagen zu räumen sind. Immerhin ist der Vermieter verpflichtet, Ersatzwohnungen anzubieten. Das haben aber nicht alle angenommen.

Centuria-Vertreter Stefan Zander zeigte sich kaum betroffen. Man sei dabei, die "Dinge zu eruieren", und arbeite mit den Ämtern eng zusammen. Centuria habe Investitionen eingebracht, die aber die Mieter "leider Gottes nicht sehen können". Vorwürfe, Centuria würde seit Jahren nicht auf die Schadensmeldungen reagieren, seien Einzelfälle, so Zander. An einem Haus werde nun die Fassade saniert, um zu sehen, ob das Wirkung zeige.

Ein wichtiges Stichwort der Versammlung war "Mietminderung". "Davon beheben sich die Schäden nicht", so Eckehard Breuch, Geschäftsführer des Mietervereins Düsseldorf. Kleinere Mängel sollte man per Brief beim Vermieter melden und eine Frist zur Behebung stellen.

Falls nichts geschehe, solle man Handwerker beauftragen oder selbst Hand anlegen und die Kosten von der Miete abziehen. Letztlich - und so verblieb man an diesem Abend - sei aber am sinnvollsten, dass sich zwei oder drei Familien stellvertretend in einen Rechtsstreit mit dem Vermieter begeben.

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