Neuss: Fotografie-Austellung - Die Kinder der lettischen „Schlossruinen“

Der Förderverein Alte Post präsentiert eine Fotoausstellung der Künstlerin Ieva Epnere.

Neuss. Eine alte Frau mit Kopftuch sitzt verloren auf einer Parkbank, um sie herum ragen Plattenbauten in den Himmel, hinter ihr steht ein verwaistes Klettergerüst.

Eine andere Fotografie zeigt den 13-jährigen Andrei. Auch er lebt am Fuße der "Schlossruinen" im lettischen Plavnieki, will später einmal Installateur von Audio-Video-Technik werden.

Früher wuchs in diesen Vierteln eine Generation junger Ingenieure, Physiker und Laboranten heran, heutzutage ist die einzige Kulturerfahrung der Kinder nicht selten der nächste Supermarkt.

In ihren Porträts hat die lettische Künstlerin Ieva Epnere Jugendliche eingefangen, kurz bevor ihr Viertel ihnen seinen Stempel aufgedrückt hat. "Darbi" (zu Deutsch "Arbeiten") lautet der Titel der 88 Arbeiten umfassenden Ausstellung, die am Donnerstag, 23.4., im Kulturforum Alte Post eröffnet wird.

Die lettische Künstlerin war 2005 Stipendiatin des Landes NRW, der Stadt Düsseldorf und des Ateliers "Höher Weg" in Düsseldorf, hatte bereits Kontakte zu dem Düsseldorfer Künstler und Kurator Klaus Richter geknüpft.

Initiiert wurde die Ausstellung von der Fördervereinsvorsitzenden Hildegard Monßen. "Durch die Fotografien einer internationalen Künstlerin wird das Konzept der Alten Post bereichert", sagt der kommissarische Leiter Hans Ennen.

Auf zwei Etagen werden Epneres Fotografien aus den Serien "Circus", "Mikrorajons", "Vainode" und "Moments of happiness" (Diashow) zu sehen sein. Die Schwarz-weiß-Fotografien aus der Serie "Circus" hatten Kurator Klaus Richter sofort überzeugt.

Die Porträts zeigen Artisten des Rigaer Zirkusses, deren Ruhm mit der sowjetischen Ära erloschen ist. "Epnere schafft es, die Menschen einzufangen. Die Porträts wirken unglaublich stark", so Richter.

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