Neuss: Fischsauce aus Spanien war das Maggi der Römer

Römer: Schon vor 2000 Jahren etablierte sich am Niederrhein eine Esskultur.

Neuss. WZ: Herr Pause, bevor wir zu den Speisen der Römer kommen: Was aßen denn die Einheimischen, und wer war das im 2./3.Jahrhundert überhaupt?

Pause: Im Gebiet des heutigen Neuss lebten nach der Ausrottung der Eburonen zu Cäsars Zeiten die vom Mittelrhein angesiedelten Ubier. Sie aßen Erbsen, Linsen und Bohnen, an Getreide gab es unter anderem Emmer, eine Weizenart, Dinkel und Nacktgerste. Kulturobst wurde nicht angebaut, diese Germanen sammelten höchstens Schlehen oder Brombeeren.

Pause: Weil die Römer sehr gern und gut gegessen haben. Das Speisen hatte einen großen gesellschaftlichen Stellenwert. Durch die römischen Truppen kam eine ganze Reihe neuer Lebensmittel in diese Region.

Pause: Da war vor allem das Obst. Die Römer haben Äpfel und Kirschen, Zwetschgen und Weintrauben mitgebracht und den Anbau hier verbreitet. Angebaut wurden auch ganz neue Gewürzpflanzen wie Thymian, Koriander oder Dill. Schließlich führten die Römer neue Rinderrassen ein: Die Tiere waren deutlich größer und brachten mehr Fleisch als die heimischen Rassen. Milch hatte keine große Bedeutung.

Pause: Oh ja. Feigen und Kichererbsen wurden herangeschafft, natürlich Olivenöl aus Spanien oder Wein aus Frankreich.

Pause: Da fällt mir sofort der Name Karl-Heinz Knörzer ein. Dieser 2009 verstorbene frühere Lehrer am Quirinus-Gymnasium hat quasi nebenbei als Wissenschaftler die Archäobotanik betrieben und nach den Ausgrabungen und Bauarbeiten in Gnadental die Erdproben untersucht. Er hat uns einen riesigen Fundus an Pflanzenresten hinterlassen.

Pause: Karl-Heinz Knörzer hat Reisreste entdeckt. Das ist der älteste Nachweis für das Vorkommen von Reis nördlich der Alpen.

Pause: Eigentlich nicht. Vielleicht Hinterlassenschaften exotischer Tiere. Bärenknochen haben wir schon gefunden. Vielleicht bald ein Löwe? Diese Tiere stammen dann allerdings aus einem Zirkus.

Pause: Vielleicht an die Fischsauce. Sie wurde vor allem in Südspanien hergestellt. Dabei wurden Fischabfälle und Eingeweide in eine Tonne gesteckt und mit Wasser übergossen. Das Ganze reifte dann zwei Wochen in der südspanischen Sonne und fermentierte. Die Masse wurde gesiebt und in Amphoren bis ins Legionärslager in Gnadental geschafft. Auch in Köln wurden solche Amphoren gefunden - mit Beschriftung, woher die Fischreste stammen. Das war das Maggi der Römer.

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