Neuss: Einmal Papier, zwei Tonnen

Die städtische AWL und das Unternehmen KMW bieten Blaue Tonnen an.

Neuss. Kuriose Situation in Neuss: War die Stadt bisher "weißer Fleck" auf dem Feld der mit Blauen Tonnen ausgestatteten Kommunen, gibt es jetzt gleich zwei Anbieter.

Gestern präsentierten zeitgleich die (städtische) Abfall- und Wirtschaftslogistik AWL und das Unternehmen Kreislaufwirtschaft Maurer & Wirsing (KMW), eine Schönmackers-Tochter, ihre für die Nutzer kostenlosen Pläne.

Bei der AWL gibt man sich gelassen, obwohl der überraschend aufgetretene Konkurrent natürlich als störend empfunden wird. Gestern erläuterten die AWL-Geschäftsführer Stephan Lommetz und Peter Heimig die Details: Ab 26. Mai werden die Blauen Tonnen in 120-Liter-Größe allen Haushalten in Gnadental, Selikum und Erfttal, Holzheim, Reuschenberg und Weckhoven vor die Tür gestellt.

Zunächst soll dort getestet werden, Ziel ist aber die flächendeckende Einführung bis spätestens Ende August. Hinzu kommt, dass Blaue Tonnen derzeit Mangelware sind: Der Markt mit dem Altpapier boomt. 8000 Tonnen werden nun verteilt.

Wer sie nicht nutzen mag, kann sie über die Hotline 02131/1244844 wieder "abbestellen". Die 160 Papiercontainer im Stadtgebiet und die Papierbündelsammlung bleiben vorerst bestehen.

Bei der AWL geht man davon aus, dass die Blaue Tonne gut angenommen wird. "Wir setzen auf das ökologische Gewissen der Neusser", so Stephan Lommetz. Bisher sammelt die AWL im Jahr etwa 9000 Tonnen Altpapier. Mit den Blauen Tonnen sollten es mehr werden.

Die Preise schwanken; für die schlechte Qualität aus den Containern gibt es etwa bis 80 Euro pro Tonne. Diese Einnahmen, so betonen es Lommetz wie Heimig, fließen in die Gebührenkalkulation ein: Die Altpapierentsorgung sei ein Baustein im Gesamtkonzept.

Und so setzt die AWL nicht nur auf das Umweltbewusstsein der Neusser, sondern auch auf ihre Treue zum kommunal geprägten Unternehmen, das auf diesen lukrativen Teil ihres Geschäftes angewiesen ist.

Wer die Blaue Tonne des Anbieters KMW in Neuss oder Meerbusch nutzen will, kann sich per Internet, Telefon oder Postkarte aus den in der kommenden Woche verteilten Broschüren anmelden. Ausgeliefert wird bis Mitte Juni.

Die Tonne ist übrigens nicht blau, sondern grau mit gelbem Deckel. Man wolle sich eben abheben, so Geschäftsführer Udo Hoffmann, zum anderen seien Blaue Tonnen derzeit teuer.

Eine KMW-Tonne ist wie die der AWL kostenlos. Hoffmann hofft, dass sich die Hälfte der 96 000 Haushalte in Neuss und Meerbusch für das KMW-System entscheidet. "Letztlich wird der Service den Ausschlag geben", sagt er. Doch das Unternehmen lockt auch mit Geld: Nach der vierten Leerung gibt’s 10 Euro.

Die KMW ist eine 100-prozentige Tochter der Firma Schönmackers. Für die KMW ist das Altpapier ein neues Betriebsfeld. Angesichts der Konkurrenz zur AWL sieht Hoffmann Vorteile: "Wir kooperieren mit der Neusser Firma FS Karton und haben kurze Wege", erklärt er. Er setze aber auf "konstruktive Gespräche mit dem Mitbewerber."

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