Neuss: Ein wahrlich teures Pflaster

Die Kehrmaschinen schrubben das Granulat aus den Fugen zwischen den neuen Steinen in der Stadt. Eine neue Maschine muss her – womöglich für mehr als 100000 Euro.

Neuss. Seit dem Frühjahr glänzt der Hauptstraßenzug im neuen Gewand. Die Umgestaltung der Verkehrs- und Geschäftsader der Innenstadt hat rund 15 Monate gedauert und knapp 20 Millionen Euro verschlungen. Doch mit dem Ende der Bauarbeiten sind längst nicht alle Schwierigkeiten beseitigt. Und es drohen weitere Kosten in Höhe eines sechsstelligen Betrages.

Denn die Stadt hat ein kleines Problem, genauer gesagt die Stadtreinigung: Das verlegte Pflaster aus chinesischem Granit bereitet den städtischen Kehrmaschinen nämlich erhebliche Schwierigkeiten. Zwar kann der Bereich um die Straßenbahngleise mit einer kleinen Kehrmaschine relativ problemlos gereinigt werden, dies gilt jedoch nicht für die Nebenanlagen. Dort sind die Granitsteine mit Granulat verfugt worden, das bei der Reinigung mit der Kehrmaschine regelrecht aus den Fugen geschrubbt wird. Um das Problem zu umgehen, setzt die für die Straßenreinigung zuständige Abfall- und Wertstofflogistik (AWL) Mitarbeiter ein, die in den Randbereichen des Pflasters kehren.

Bei den Stadtwerken, der Muttergesellschaft der AWL, ist die Problematik bekannt. Jetzt soll schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden. Die soll wie folgt aussehen: Mitarbeiter der Stadtwerke und der AWL wollen Anfang November nach Kamen fahren, wo die dortige Verwaltung ähnliche Erfahrungen mit dem gleichen Granitboden gemacht hat und extra eine spezielle Kehrmaschine angeschafft hat, die den losen Granit beim Reinigen in den Fugen lässt.

"Wir setzen die Maschine sechsmal in der Woche zur Säuberung von rund 11000 Quadratmetern Granitbelag ein", bestätigt Ralf Tost, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Kamen. Auch in Kamen sei man erst während der Verlegung des Bodens auf die Problematik aufmerksam geworden und habe sich dann für die französische Spezialmaschine der Firma Yuo entschieden. "Das Granulat braucht eine gewisse Zeit, um sich in den Fugen festzusetzen, dann lässt sich das Pflaster auch mit einer herkömmlichen Kehrmaschine reinigen", sagt Tost.

Ob sich auch die Vertreter von Stadtwerken und AWL für das in Kamen verwendete Modell entscheiden, steht laut Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer noch nicht fest: "Wir müssen erst sehen, ob die Maschine auch bei uns in Neuss funktioniert. Ich hoffe aber, dass wir schnell eine Lösung finden." Damit die Mitarbeiter der AWL ihren Besen wieder in die Ecke stellen können.

Nicht zu vermeiden scheint jedoch ein hohe Folgeinvestition für das extravagante Neusser Pflaster aus Fernost: Die Kamener haben für die Reinigungsmaschine 110000 Euro auf den Tisch geblättert. "Gleichzeitig lässt sich damit aber auch Öl aufnehmen", relativiert Ralf Tost die Investition in der Stadt im Kreis Unna. Das sei insbesondere für die Reinigung des Kamener Marktplatzes sinnvoll, da dort immer mal wieder entsprechende Rückstände nach Verkaufstagen beseitigt werden müssten.

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