Neuss: Die stille Gefahr lauert im Netz

Über 5000 Jugendliche wurden in Neuss zu ihrem Verhalten in Internet-Chats befragt. Über die Gefahren aus dem Netz sind sie sich oft nicht bewusst. Auch bei den Eltern herrscht ein Informationsmangel.

Neuss. Dass Kinder und Jugendliche selbst von ihren scheinbar behüteten Kinderzimmern aus in eine fatale Falle tappen können, hat spätestens vor fünf Jahren der Fall einer damals 13-jährigen Neusserin gezeigt.

Über einen Internet-Chat hatte der Teenager einen Mann kennengelernt, Vertrauen zu ihm aufgebaut, und sich schließlich mit dem 41-Jährigen im Stadtgarten getroffen. Nur einem Polizisten, der zufällig mit dem Motorrad durch den Park fuhr, ist es zu verdanken, dass es bei dem Treffen der beiden zu nicht mehr als "nur" Händchenhalten kam. Der 41-Jährige hatte schon ein Hotelzimmer gemietet und Kondome gekauft.

Um auf die "Gefahr aus dem Netz" aufmerksam zu machen, hat die Arbeitsgruppe Internet der Berufsfachgruppe gegen sexuellen Missbrauch über 5000 Kinder an weiterführenden Neusser Schulen per Fragebogen zu ihrem Chat-Verhalten befragt.

"90 Prozent der Eltern wissen nicht, was ihre Sprösslinge im Internet treiben", sagt Jugenddezernent Peter Söhngen und rät, niemals persönliche Dinge wie den richtigen Namen und Wohnort in Chatforen zu verwenden.

Allzu persönliche, ja fast intime Angaben, bieten potenziellen Straftätern einen Anreiz, diese Informationen zu missbrauchen. Dass es keinesfalls wenige Jugendliche sind, die sich durch den Chat im Netz zu gefährlichen Verhalten verleiten lassen, weiß nach der Auswertung der Bögen auch die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Internet, Helga Koenemann. 246 Jugendliche haben angegeben, sich - auch ohne Begleitung anderer - mit einem Chatpartner zu treffen, sagt sie.

Als besonders drastisch betrachtet Peter Söhngen auch eine andere Erkenntnis, die aus der Befragung hervorging: Fast 58 Prozent der Eltern setzen den Kindern keine Regeln im Umgang mit Chats. Dabei sei es gerade wichtig, dass Kinder ihren Eltern ohne Hemmungen erzählen können, wenn ihnen im Internet zwielichtige Angebote gemacht würden.

"Kindern ist beim Chatten oft nicht klar, dass dabei die ganze Welt auf sie blicken kann", sagt Koenemann. Deswegen will ihr Team auf Anfrage der Schulen Kinder und Jugendliche auch direkt über das Thema aufklären.

Nähere Infos bei Marianne Rintz unter 2 02131/905194.

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